Boom der Rechenzentren ökologisch und sozial gestalten

Die Grünen unterstützen das Entwicklungskonzept für Rechenzentren als wichtiges Steuerungsinstrument der Stadt

„Die Bedürfnisse der digitalen und der analogen Welt in Balance halten und dabei die Kosten und Nutzen von Rechenzentren fair verteilen. Dafür haben wir das städtebauliche Entwicklungskonzept für Rechenzentren beschlossen, das der Stadt ein Instrument an die Hand gibt, um die Ansiedlung von Rechenzentren zu steuern“, kommentiert unsere Co-Fraktionsvorsitzende Dr. Sabrina Engelmann den gestrigen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung.

Die Rede zum Thema von Dr. Sabrina Engelmann in der Stadtverordnetenversammlung am 1. Februar 2024 findet Ihr H I E R.

Rechenzentren sind das Rückgrat der digitalen Welt. Ohne sie wäre das Internet, so wie wir es kennen, nicht möglich. Dessen ungebremstes Wachstum zieht einen rasanten Ausbau von Rechenzentren nach sich. Hessen – und hier insbesondere das Rhein-Main Gebiet mit dem Internetknotenpunkt DE-CIX – ist Standort von 50% aller Groß-Rechenzentren in Deutschland und die am schnellsten wachsende Rechenzentrumsregion in Europa! Alleine im Jahr 2022 bedeutete dies eine Investitionssumme von 1 Milliarde Euro. Und Offenbach liegt mitten drin.

„Das gewaltige Wachstum an Rechenzentren, die zu uns in die Rhein-Main-Region drängen, macht eine Steuerung unbedingt nötig. Eigentlich eine Aufgabe der Landes- und Regionalplanungspolitik. Solange diese aber noch auf sich warten lässt, machen wir als Stadt, was uns möglich ist“, ordnet Engelmann den politischen Hintergrund des Entwicklungskonzeptes ein.

Rechenzentren bringen für die Umwelt nämlich schwerwiegende Auswirkungen mit sich. Zusätzlich zum Flächenverbrauch ist dies vor allem der riesige Energieverbrauch. Er stellt eine enorme Herausforderung für die kommunale Strominfrastruktur dar. Einen erheblichen Teil davon wird in Form von Abwärme umgesetzt. Gerade in Zeiten des Klimawandels mit der Zunahme an innerstädtischer Überhitzung ein echtes Problem.

Dem beschlossenen Entwicklungskonzept liegt eine Potenzialanalyse zugrunde. Neben Aspekten wie dem Flächenbestand oder Strom- und Glasfaserinfrastruktur, umfasst sie auch das Kriterium der energetischen Nachhaltigkeit. Sie bewertet unter anderem, ob die Abwärme der Rechenzentren genutzt werden kann, um damit zu heizen durch Einspeisemöglichkeiten in bestehende Wärmenetze. Auf diese Weise konnten die potentiellen Ansiedlungsgebiete von Rechenzentren auf drei eingegrenzt werden (das Gewerbegebiet Daimlerstraße, der EVO-Campus und das Gewerbegebiet am Ring), während ganze neun andere als ungeeignet identifiziert wurden. 

Das vorliegende Konzept erlaubt es der Stadt, bei der Ansiedlung neuer Rechenzentren steuernd einzugreifen sowie konzeptionell-strategisch und bedacht vorzugehen, um die stadtplanerisch sinnvolle Integration von Rechenzentren voranzutreiben.

Das städtebauliche Entwicklungskonzept ist damit das Pendant zum Umwelt- und Klimaschutzkatalog, der gerade in der Stadtverwaltung entwickelt wird. In ihm wird festgehalten, welche ökologischen und umwelttechnischen Bedingungen Rechenzentren in Offenbach erfüllen sollen.

Sabrina Engelmann schließt: „Beide Konzepte zusammen sorgen dafür, dass wir als Stadt unsere Verantwortung ernst nehmen und gut abwägen können: Einerseits die Bedeutung, die Rechenzentren als digitale Infrastruktur unserer modernen Gesellschaft haben. Andererseits deren klimatechnisch und stadtplanerisch relevanten Auswirkungen auf ihre Umgebung.

Wir müssen aufpassen, dass der Ausbau der digitalen Welt in Einklang mit den natürlichen Ressourcen und Möglichkeiten der analogen Umwelt läuft. Der bekannte Grünen-Slogan: ‚Es gibt keinen Planet B!‘ gilt nämlich auch für die digitale Welt.“

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