Rede unserer Stadtverordneten Sabine Leithäuser zur Gestaltungssatzung für den Ortskern Bieber

Stadtverordnete und USV-Vorsitzende Sabine Leithäuser

Es war ein langer Weg – doch nun liegt auch sie endlich vor: die Gestaltungssatzung Bieber.

Doch bevor ich zur Sache komme, möchte ich mich bei demjenigen bedanken, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass wir heute die Satzung beschließen können.

Lieber Dominik Mangelmann, Du bist bekannt als Kämpfer für den Erhalt unseres baukulturellen Erbes. Du bleibst auch gegen viele Widerstände am Thema dran und lässt Dich nicht unterkriegen. Du kennst sicher die Erfahrungsregel: Erst wirst Du belächelt, dann bekämpft und dann wollten es sowieso schon immer alle so. Gerade deshalb: an dieser Stelle einen ausdrücklichen Dank!

Jetzt zur Satzung:

Gestaltungsatzungen dienen dem Allgemeinwohl und sind ein wichtiges und erprobtes Instrument im Städtebau. Das Dumme ist nur: Gestaltungssatzungen werden in der Politik nicht gerade als sexy empfunden! Da ist die Angst vor Eigentümer:innen, die sich vielleicht gegängelt fühlen, und Politik darf ja nicht wehtun!

Einschub: an dieser Stelle möchte ich – es hat ja in letzter Zeit da einige Verwirrung gegeben – klarstellen, dass die Satzung erst bei künftigen Baumaßnahmen greift. Für bereits Vorhandenes gilt Bestandsschutz – das galt und gilt für Bausünden genauso wie für Heizungen.

Und: Sie liegen nicht im medialen Mittelpunkt; es dauert, bis man ihre Wirkung sieht. Ein Stadtbild entwickelt sich in Jahrhunderten, aber – Ratatatong! – ein Bagger kann alles ganz schnell zerstören.

Gestaltungssatzungen sind dazu da, die gestalterischen Qualitäten eines Ortsbilds zu sichern und zu entwickeln: Historisches muss geschützt werden, und wenn Neues gebaut wird, soll es sich stilvoll einfügen.

Warum ist das so wichtig?

Ein ästhetisches und historisch gewachsenes Ortsbild tut uns gut! Alte Gebäude vermitteln Beständigkeit und Sicherheit, es fördert Anbindung, Verwurzelung und Identität. Jeder Ort hat seine eigene Atmosphäre. Die jeweilige Stimmungsqualität ist spürbar und trägt dazu bei, wie gut oder unwohl man sich fühlt, beeinflusst aber auch die Interaktion mit anderen. Wie friedlich und angenehm lässt es sich doch an einem lauschigen Plätzchen plauschen!

Die öffentlichen Räume formen das Gedächtnis der Stadt. Und so ist jede Gestaltungssatzung anders, denn sie greift das typische, das Gewachsene eines Ortes auf, damit es sich weiterentwickeln kann.

Warum wird der Erhalt gewachsener Strukturen immer wichtiger? Weil sich unsere Welt in einem atemberaubenden Tempo wandelt, die Menschen kommen da kaum noch mit. Online-shopping, Homeoffice, World-wide-office, keine analogen Kontakte mehr zu Arbeitskollegen: Die Zwänge, bestimmte Ort aufzusuchen, lassen spürbar nach. Heute bestimmen immer mehr Menschen selbst, wo sie ihre Zeit verbringen wollen. Und sie entscheiden sich dabei für eine angenehme Atmosphäre. Für Orte, an denen sie sich wohl fühlen, Orte die Interaktion bzw. das gesellschaftliche Leben unterstützen, die anregend wirken.

Hier zählen kleinere Städte oder auch Stadtteile mit historischem Bestand zu den Gewinnerinnen, Orte mit hohem Grünanteil, guten Freizeitmöglichkeiten, sicheren Radwegen.

Lassen Sie uns also unsere gewachsenen Ortsbilder schützen und eine lebenswerte Umgebung bewahren! Nicht nur In Bieber gibt es noch lauschige Orte, auch in anderen Stadtteilen kann durch Maßnahmen im Sinne der Gestaltungssatzung vieles besser und damit freundlicher gemacht werden.

Bieber hat seine eigene Identität, ein reges Vereinsleben und ist eine starke Gemeinschaft. Ich wünsche, dass die Gestaltungssatzung dabei unterstützt, diese zu erhalten, zu stärken und weiterzuentwickeln.

Wir stimmen dem Antrag zu.

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