Rede unserer Stadtverordneten Patricia Bhend zur Vergabe städtischer Baugrundstücke für gemeinschaftliches Wohnen im Rahmen einer Konzeptvergabe

Foto Patricia Bhend
Stadtverordnete Patricia Bhend

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich persönlich riesig über diesen Antrag – er stellt einen wirklichen Meilenstein für das Thema ‚Förderung des gemeinschaftlichen Wohnens‘ dar!

Warum ist das so? Dazu möchte ich gerne die drei Säulen dieses Antrags kurz erläutern:

Erstens: Offenbach hat jetzt eine Richtlinie zur Konzeptvergabe!

Dieses Verfahren hat sich in unserer Nachbarstadt Frankfurt bereits sehr bewährt und dazu beigetragen, dass es inzwischen 27 Wohnprojekte für gemeinschaftliches Wohnen gibt, Tendenz steigend!

Wie funktioniert die Konzeptvergabe: Interessierte Projektgruppen können sich für städtische Grundstücke bewerben. Fachleute aus der Verwaltung wählen in einem mehrstufigen Prozess zusammen mit externen Expert:innen das tragfähigste und zukunftsweisende Konzept aus. Dieser transparente und faire Prozess garantiert gleiche Chancen für alle.

Zweitens: Offenbach gibt vier Grundstücke in Bieber und Bürgel für die Nutzung durch gemeinschaftliche Wohnprojekte frei!

Die Suche nach einem geeigneten Grundstück ist für gemeinschaftliche Wohnprojekte oft sehr mühsam und zeitaufwändig. Interessierte wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen, kennen die Ansprechpartner:innen nicht und werden mit ihren Anliegen von A nach B nach C verwiesen. Die transparente öffentlichen Ausschreibung – in Verbindung mit dem strukturierten Konzeptverfahren – schafft Klarheit und konkrete Möglichkeiten.

Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema beschäftigt und mit vielen Betroffenen gesprochen. Die Veranstaltungen, die wir als Grüne Fraktion organisiert haben, haben uns gezeigt, wie viele Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen sich für das Thema gemeinschaftliches Wohnen interessieren. Ich hoffe nun, dass einige von ihnen die Initiative ergreifen und sich mit Gleichgesinnten auf die ausgeschriebenen Grundstücke bewerben werden.

Drittens: Wohnprojekte erhalten einen ermäßigten Erbpachtzins von 1%!

Die Konzepte von gemeinschaftlichen Wohnprojekten sind gemeinwohlorientiert, offen für Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und sozialen Schichten, für alte, junge, queere und cis Menschen, für Menschen mit Behinderungen, für Familien mit Kindern oder Alleinlebende.

Worauf es hingegen in solchen Gruppen meist nicht ankommt, sind finanzielle Mittel. Daher scheitern viele Wohnprojekte mit guten Konzeptideen bereits in der ersten Planungsphase an der Finanzierung.  Erbpacht vs. Kauf erscheint eine gute Möglichkeit, um die momentan unerschwinglichen Bodenpreise zu umgehen. Mit dem ermäßigten Erbpachtzins für gemeinschaftliches Wohnen wird Offenbach für Menschen, die gemeinschaftlich wohnen möchten, nun noch interessanter.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Warum ist es gut, mehr Wohnprojekte nach Offenbach zu locken?

Gemeinschaftliches Wohnen fördert die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum. Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind nicht-rendite-orientiert und sichern durch gemeinwohlorientierte Rechtsmodelle preisstabilen Wohnraum. Solche Rechtsmodelle sind z.B. Mietshäuser-Syndikate oder Genossenschaften. 

Gemeinschaftliche Wohnprojekte wirken sich positiv auf die Quartiere aus. Dies sieht man gut am bisher einzigen städtischen Wohnprojekt in der Weikertsblockstraße. Hier leben bereits seit 2007 Menschen mit den verschiedensten Hintergründen zusammen. Der bereitgestellte Bücherschrank ist für alle zugänglich und wird rege genutzt. Im Hof finden Veranstaltungen statt, die für alle Bewohner:innen des Quartiers offenstehen.

Zudem sind Mitglieder von Wohnprojekten stark an Gemeinschaft interessiert und oft über das Projekt hinaus ehrenamtlich engagiert.

Ein weiterer positiver Effekt ist, dass in gemeinschaftlichen Wohnprojekten mehr Menschen auf weniger Raum leben und viele Dinge des täglichen Lebens wie Waschmaschinen, Werkzeuge oder Autos gemeinsam nutzen. Dies spart Ressourcen und ist damit gut für das Klima.

Das lässt sich auch am Prozess beim städtischen Wohnprojekt am Stellwerk beobachten: Hier wird die GBO ein Haus für gemeinschaftliches Wohnen mit ca. 18 Wohnungen und Gemeinschaftsflächen bauen. Ein lokales Wohnprojekt ist aktuell intensiv darum bemüht, an diesem zentralen Standort in Offenbach ein lebenswertes Umfeld für viele sehr unterschiedliche Menschen zu schaffen.

Wie schon gesagt, haben wir als Grüne in den letzten Monaten einige Veranstaltungen zum Thema gemeinschaftliches Wohnen angeboten, die auf großes Interesse gestoßen sind. Viele Menschen sind offensichtlich auf der Suche nach alternativen Wohnformen. Und sie möchten in Offenbach leben! Mit der Vergabe städtischer Baugrundstücke für gemeinschaftliches Wohnen im Rahmen einer Konzeptvergabe und dem ermäßigten Erbpachtzins wird es für diese Menschen leichter ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen!

Ich bitte Sie um breite Unterstützung für unseren Antrag, vielen Dank!

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