Rede unseres Stadtverordneten Henning Kühl zum Antrag: Fern- und Nahverkehrsanbindungen an Offenbach

Henning Kühl
Fraktionsmitglied Henning Kühl

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,

die Strecken- und Gleiskapazitäten im Raum Frankfurt-Offenbach sind seit vielen Jahren deutlich überlastet. Wer zum Beispiel morgens um 9 Uhr in die Odenwaldbahn einsteigt, kann zwischen Südbahnhof und Hauptbahnhof in Frankfurt dies auf offener Strecke selbst erleben, während man darauf wartet von mehreren Zügen überholt zu werden.

Das Programm FrankfurtRheinPlus ist aus diesem Grund geschaffen worden.  Die oberirdischen Maßnahmen dienen der Verbesserung des Bestandsverkehrs. Sie können die Auswirkungen des Verkehrsengpasses im Ballungsraum Frankfurt jedoch nicht vollständig auflösen, sondern nur deren Auswirkungen mindern.

In der Zukunft wird mit erheblich mehr Personennah- und Fernverkehrszüge in Richtung Frankfurt gerechnet. Zurzeit sind schon deutlich mehr Züge unterwegs als vor 10 bis 20 Jahren prognostiziert worden sind.

Hier kommt der Fernbahntunnel als zusätzliche längerfristige Entlastungsmaßnahme ins Spiel. Er dient der Bewältigung der Verkehrszunahme über den Bestandsverkehr hinaus bei gleichzeitiger Verbesserung der Pünktlichkeit.

Der Fernbahntunnel, der ab Kaiserlei beginnen soll, wird den Engpass Frankfurt-Süd umfahren, und im Hauptbahnhof Frankfurt die Anzahl der Gleise um 4 erhöhen können, die alle ohne eine Fahrzeitverlängerung erreichbar sind.

Durch eine Doppelanbindung soll der Verkehr sowohl von der nordmainischen Strecke Hanau – Frankfurt als auch über die südmainische Verbindung in den Fernbahntunnel fließen.

Aus der Begründung für den Ausbau des Knotens Frankfurt im Bundesverkehrswegeplan ist zu entnehmen, dass der Güterverkehr vor allem nordmainisch geführt werden soll, während der Fernverkehr südmainisch via Offenbach konzentriert werden soll. Zudem geht die Bundesregierung davon aus, dass durch den Ausbau zusätzliche Angebote im Regionalverkehr möglich werden. Aus diesem Grund wird der Fernbahntunnel vom Land und vom RMV uneingeschränkt unterstützt.  

Dies ist nun eine wichtige Aufgabe der Stadt: Im Rahmen der Planung des Projektes sich dafür zu engagieren, dass Offenbach von diesen zusätzlichen Kapazitäten profitieren kann. Auch neue Verbindungen über Frankfurt-Süd zum Flughafen könnten nach Beendigung der geplanten Maßnahmen im Rahmen von FrankfurtRheinplus wieder möglich werden.

Daher liegt es im Interesse Offenbachs, dass die geplanten ober- und unterirdischen Maßnahmen vollständig umgesetzt werden. Denn nur dann kann es in der Zukunft neue Kapazitäten für weitere Regionalverbindungen in Richtung Frankfurt geben.

Wir als Grüne haben zusammen mit unseren Koalitionspartnern durchgesetzt, dass nun eine Stelle geschaffen wurde, die sich allein um die Schienenprojekte in Offenbach kümmern soll. Diese wird sich im Rahmen des Fernbahntunnelprojektes dafür einsetzen, dass der Offenbacher Hauptbahnhof durch mehr Nahverkehrs- und Regionalverkehrsverbindungen besser angebunden wird.

Begleitend zur Planung und Bau des Fernbahntunnels wird die DB Netz ab diesem Herbst regelmäßig zu einem Dialogforum einladen, in der die jeweiligen neuesten Planungsergebnisse vorgestellt und besprochen werden sollen.  Hier muss die Stadt präsent sein, um sich aktiv für die Interessen von Offenbach einsetzen zu können.  Die neue Stelle wird dazu eine große Hilfe sein. Besonders wichtig wird es dann zum Beispiel, wenn klar wird, wie viel zusätzliche Züge aufgrund des Deutschlandtaktes nun durch Offenbach fahren werden und was dies für den Bahnlärm bedeuten könnte.

Da wir keine neuen Verbindungen fordern können, für die es in absehbarer Zeit keine entsprechenden Strecken- und Bahnsteigkapazitäten gibt, müssen wir den Antrag ablehnen. Solche Forderungen sind derzeit realitätsfern.  

Auch können wir weder das Projekt ablehnen oder ändern.  Es ist ein Projekt der Bundesregierung, das vom Bundestag beschlossen worden und von der DB Netz ausgeführt wird.  Wer eine Verlängerung des Tunnels haben möchte, sollte sich an das Bundesverkehrsministerium oder an den Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages wenden. Ein Tunnelbau erzeugt zudem nicht nur viel Co2, sondern es würde auch die Gefahr bestehen, dass dort auch Regionalzüge durchgeschickt würden, die besser am Hauptbahnhof halten sollten.  

Wir streben eine bestmögliche Anbindung an einen Schienenring rund um Frankfurt an. Der Bau des Fernbahntunnels wird jedoch Perspektiven eröffnen, das man zusammen mit dem RMV und anderen Partnern sich offensiv für das Zustandekommen weiterer Regionaltangenten engagieren und dabei konkrete Erfolge in diese Richtung erzielen kann.

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