Geld gewinnbringend anlegen und dabei die Welt retten?

Veranstaltungsbild
Bericht zur Veranstaltung "Rettet mein Geld die Welt"

Grünen Fraktion debattiert mit Offenbacher:innen über die Möglichkeiten der nachhaltigen Finanzwirtschaft zur Förderung umweltschonender und sozialer Wirtschaft

„Rettet mein Geld die Welt?“, fragte die Grünen Stadtverordnetenfraktion am Mittwochabend, 08.06.2022, im Ostpol-Quartiersaal. Neben den Grünen Stadtverordneten Patricia Bhend und Olaf Zimmermann, die die Veranstaltung organisiert hatten, fanden sich gut 30 Offenbacherinnen und Offenbacher ein, die sich zum Thema „nachhaltige Finanzen“ informieren und mit den vortragenden Expert:innen ins Gespräch darüber kamen.

Kristina Jeromin, die Co-Geschäftsführerin des Green Sustainable Finance Cluster Germany, bis 2021 auch die stellvertretende Vorsitzende des Sustainable Finance Beirats der letzten Bundesregierung, erklärte kenntnisreich und anschaulich die Idee nachhaltiger Finanzen. Aufbauend auf ihren langjährigen Erfahrungen in Wirtschaft und Politik, schilderte sie die Potentiale, aber auch Beschränkungen, von nachhaltigem Finanzwesen.
Der Finanzsektor kann ein wichtiger Treiber sein, um den notwendigen Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Die Hauptidee dahinter ist, dass Geldanlagen und Finanzprodukte in Projekte gelenkt werden, die umwelt- und klimafreundlich sind oder werden wollen. Zudem werden dabei soziale Standards für alle Menschen in der Wertschöpfungskette geachtet.

Ein zentrales Problem beim Einsatz von nachhaltigen Finanzen stellen die völlig unterschiedlichen Standards dar, die unter diesen Begriff fallen. Hier sieht Jeromin die Politik gefordert einheitliche Standards zu entwickeln, um einen fairen Wettbewerbsrahmen zu setzen. Gleichzeitig kann man so dem „Greenwashing“ beikommen – also dem irreführenden Schönfärben von Finanzpraktiken und -produkten als angeblich umweltfreundlich und sozial, obwohl dies nicht der Realität entspricht. Die Debatte um die Aufnahme von Gas- und Nuklearwirtschaft in die Taxonomie der EU macht dieses Problem augenscheinlich.

Wie man als privater (Klein-)Anleger den Fallstricken des Greenwashings aus dem Weg gehen kann, berichtete der zweite Diskutant des Abends, Florian Hahn. Der junge Lehrer aus Gießen beschrieb aus einer persönlichen Perspektive, wie er welchen Herausforderungen gegenüberstand bei seinem Versuch echte, nachhaltige und gewinnbringende Finanzprodukte zu finden, in die er Geld investieren konnte.  Als entscheidender Faktor dafür unterstrich Hahn neutrale Informationsquellen, wie z.B. Beratungsstellen der Verbraucherzentrale, die jedoch eine Investition bezüglich Geld, Zeit und Arbeit erfordern.

Die anschließende rege Diskussion mit dem Publikum verdeutlichte den großen Wissensdurst zu diesem Thema und die Bereitschaft auch persönlich mit der Wahl der richtigen Finanzstrategie mit seinem Geld die Umwelt zu schützen, statt Profit aus ihrem Raubbau zu schlagen. Das Angebot dazu muss jedoch – auch durch den Einsatz der Politik – erst noch massentauglich ausgebaut werden. Daher schloss Kristina Jeromin die Diskussion auch mit der Antwort: „Wir werden mit unserem Geld leider nicht die Welt retten. Aber wir können einen wichtigen Beitrag dazu leisten – und dafür müssen wir uns für den Ausbau eines nachhaltigen Finanzwesens einsetzen.“ 

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