Rede unserer Stadtverordneten Nata Kabir zum Thema Sportstättenentwicklungsplan

Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wenn man eine gute Idee hat, freut man sich natürlich besonders wenn die Umsetzung kommt. So geht es uns Grünen heute. Denn tatsächlich war es unser Anliegen ein grundlegendes Konzept im Sportbereich aufzulegen.

Unsere Idee war und ist:

. Transparenz zu schaffen: Wer treibt hier wo, welchen Sport? Und weil der Sport im Wandel ist, war es uns auch besonders wichtig nicht nur auf Vereine und ihre Bedürfnisse zu schauen, sondern tatsächlich herauszufinden: Wo halten sich die Menschen in unserer Stadt fit?

. Und vor allem: die knappen Mittel in unserer Stadt fair zu verteilen.

Es sollte nicht immer der zum Zug kommen, der am lautesten ruft und am besten organisiert ist, sondern die Sportart, die viele ausüben und die es nötig hat. Jeder Euro, den wir für den einen Platz ausgeben, kann woanders nicht mehr fließen. So ein grundlegendes Konzept können wir uns auch sehr gut für andere Bereiche vorstellen. Es hat ein bisschen länger gedauert als wir gedacht haben, aber dafür ist das Ergebnis auch ziemlich umfangreich und viele konnten sich einbringen.

Uns liegen Fakten vor, und auch Vergleichszahlen. Was wir alle hier zum Thema „Sport in Offenbach“ vielleicht schon immer ahnten wurde nun bestätigt oder widerlegt. Ein Punkt, der uns besonders freut, ist die umfassende Befragung der Offenbacher Bürgerschaft ab 10 Jahren. Um sie geht es ja und ihre Perspektive ist an einigen Punkten doch anders als die der Vereine. Ich mache mal Werbung, wer den SEP noch gar nicht gelesen hat, sollte wirklich mal reinschauen.

. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass fast ¾ aller Offenbacher:innen mindestens 1 Mal pro Woche Sport machen.
. Dass die mit Abstand am meisten ausgeübte Sportart Radfahren ist – jede:r Zweite fährt Rad! Und damit liegen wir über dem Bundesdurchschnitt
. Platz 2 und 3 belegen Jogging und Fitnesstraining, aber das macht schon nur noch jede:r 4.
. Ich habe gelernt dass wir vergleichsweise viele Tennisplätze haben, aber gar nicht so viele, die Tennis spielen.
. Dafür haben wir ein großes Defizit an Gymnastikräumen, die vor allem von Mädchen und Frauen genutzt werden. Das Thema hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm.
. Ich weiß jetzt, dass die Allermeisten nicht auf dem klassischen Sportplatz unterwegs sind, sondern im Park, im Wald und auf Wegen.
. Und eine wichtige gefühlte Offenbacher Wahrheit ist eindeutig belegt: Für die Offenbacher:innen ist die Schwimmbadsituation die wichtigste Baustelle. In diesem Punkt sind sich alle einig und sie alle drücken uns damit ein ganz schön großes Päckchen in die Hand.
– Am zweitschlechtesten bewertet wird die Situation der Freizeitspielfelder – Bolzplätze, Skateanlagen und co. – und die Möglichkeit für Kinder sich in ihrem Wohnumfeld zu bewegen

Den Wünschen und Bedürfnissen der Offenbacher:innen gegenüber stehen die Anträge zu Flutlichtanlagen von Freien Wählern und CDU. Sie haben uns etwas verwundert: Wir beschließen in dieser Sitzung ein Konzept, dass sich mit allen Aspekten der Sportanlagen befasst hat und in das alle Sport-Akteure und Bürger:innen der Stadt einbezogen wurden. Auch die Politik war dabei. Den Wunsch -vor allem der Fußballvereine– verstehe ich, wirklich. Ja, das ist ein real existierendes Problem. Aber wenn das ein wichtiges Ergebnis dieses langen Prozesses gewesen wäre, dann stünde es im Konzept. Ich würde sagen: Wenn wir mobile Flutlichtanlagen kaufen, dann leuchten wir zuerst mal Rad- oder Laufwege damit aus. Lassen Sie uns bei dem mit allen Akteuren abgestimmten Plan bleiben, der breit getragen wird.

Bei der Sportförderung heute noch nur in Vereinsstrukturen zu denken ist zu kurz gedacht. Offenbach braucht neue Handlungsmuster im Sport. Der Vereinssport bleibt wichtig – und mein Ziel wäre, dass mehr Kinder in Vereine gehen. Aber wir müssen auch anerkennen, dass der Trend für viele Menschen zu „ungebundenen“, flexibleren Sportangeboten geht. Dezentrale Sport- und Bewegungsmöglichkeiten werden wichtiger, genauso wie Spielflächen und offene, bewegungsfreundliche Schulhöfe, damit Kinder vor allem in der Innenstadt Orte zum Spielen, Rennen und Toben finden.

Mit der Vorlage liegt uns ein Konzept für den Sport in unserer Stadt vor, aber auch eine große Aufgabe, die uns sehr viele Jahre beschäftigen wird.
Natürlich geben wir für Sport zu wenig Geld in dieser Stadt aus. Aber für sehr viele andere Dinge eben auch. Wie gesagt: Jeder Euro, der hier fließt kann nicht mehr woanders fließen. Wir Grünen werden ein waches Auge darauf haben, dass die Prioritäten der Bürger:innen nicht zu kurz kommen. Heute gehen wir dafür den ersten Schritt und darum bitten wir um Ihre Zustimmung.

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.