Rede unseres Fraktionsvorsitzenden Tobias Dondelinger zu dem Antrag „Fahrscheinfreie Tage im Offenbacher Busverkehr“

Fraktionsvorsitzender Tobias Dondelinger
Fraktionsvorsitzender Tobias Dondelinger

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,

die Initiative der Linken zu diesem Antrag fanden wir direkt gut und konnten der Richtung viel abgewinnen. Ein ähnliches Experiment haben wir ja auch bereits in der Vorweihnachtszeit zum Ende der Corona-Zeit gemacht und fanden den Ansatz schon damals sinnvoll.

Ich erzähle mal aus persönlicher Anschauung, warum ich das so empfinde: Wir haben in unserer Familie kein Auto zur Verfügung und sind eine vierköpfige Familie. Meistens sind wir zwar mit dem Lastenrad unterwegs, aber manchmal spricht das Wetter oder praktische Gründe dagegen.

Sind die Kinder klein, fahren sie im Bus ohne Fahrschein mit, aber wenn sie dann sechs Jahre alt werden, dann brauchen sie ein Kurzstreckenticket. Ich habe zwar seit einiger Zeit ein Deutschlandticket, aber vorher hatte ich kein Flatrate-Ticket. Für uns ist das nach aktuellen Preisen zweimal 1,95 €, dann wären das für mich und meine Frau noch je 3,40 €. Das heißt die einfache Strecke würde uns 10,70 € kosten. Wenn wir hin und zurück wollen arbeiten wir besser mit Tageskarten und landen dann haarscharf an den 20 €.

Für meine Familie war das leistbar. Aber ich fand es auch bemerkenswert, wie schnell 20 € weg sind. Es ist auch eine bewusste Entscheidung auf ein Auto zu verzichten und das spart uns viel Geld, so dass es ok ist, dass auf der anderen Seite wieder auszugeben.

Für viele Familien in Offenbach ist die Lebensrealität aber eine andere: Da ist das Budget eng und jeder Euro wird mehrmals umgedreht. Und dann kostet ein Ausflug, ohne dass man da einen Eintritt bezahlt, etwas zu essen gekauft oder mit dem Karussell gefahren ist schon 20 €? Das ist hart!

Wir werden diese strukturelle Härte nicht mit fahrscheinfreien Tagen beheben. Da sind wir in der Kommunalpolitik an der falschen Stelle. Was wir tun können, ist ein kleines Stück Teilhabe mehr ermöglichen: Ein Ausflug in den Ferien. Der Besuch eines Festes oder des Weihnachtsmarktes, oder auch mal für den Wocheneinkauf den Fahrschein gespart. Diese Möglichkeit können wir zu relativ überschaubaren Kosten den Offenbacherinnen und Offenbachern geben, die sonst weniger teilhaben würden.

Das ist gut und diesen Weg sollten wir gehen!

Kurz möchte ich noch erklären, warum wir nicht einfach dem Ursprungsantrag der Linken zugestimmt haben:
Wir fanden den ersten Ansatz der Linken ein bisschen forsch:

Uns war es wichtig, dass es zwischen dem Zusammentragen der relevanten Informationen und dem Beschluss eines Konzepts noch Zeit für die politischen Akteure gibt, die Informationen die wir da bekommen politisch zu bewerten. Außerdem war es uns wichtig, dass neben dem Willen das zu machen auch die Kosten als Faktor dargestellt werden. Im Ursprungsantrag kam das Wort „Kosten“ allerdings nur in Verbindung mit dem Wort „-los“ vor. Das hat uns so nicht gereicht und wir wollen die Kosten geprüft und dargestellt wissen, weil das zu einer Entscheidungsgrundlage eben auch dazu gehört.

Wir freuen uns sehr, dass auch die Linken sich hinter diesem moderat geänderten Antrag versammeln können und danken für die konstruktive Zusammenarbeit.

Wir freuen uns über breite Zustimmung!

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