Rede unseres Fraktionsmitglieds Nata Kabir zur endlich erfolgenden Sanierung des Sprühfelds im Leonhard Eißnert Park

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich habe eine Erinnerung an den Sommer 2020, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte. Es ist ein heißer Nachmittag und ich überlege, wo mein Kleinstkind (und die Eltern) mal kurz einen Fuß in kühles Nass stecken könnten. Es ist einer dieser Tage, an denen die Luft steht und man träge wird, jeder Schritt ist zu viel.

Viele Optionen gibt es für uns zu diesem Zeitpunkt nicht – auf der Rosenhöhe stand gerade kein Babybecken zur Verfügung, im Roland-Park und vor dem Rathaus gibt es keinen Schatten für meine etwas blässlichen Familienmitglieder und der Beton vervielfacht die Hitze dort.

Wählerisch wie wir sind fahren wir also zum Ort der Träume mit Wald, Wiese und Wasser: Dem Leonard-Eißnert-Park, quälen uns den Bieberer Berg hoch, kommen endlich im Wald an und hören schon von weitem eine Geräuschkulisse, die wohl aus dem Stadion kommt oder kommen muss. Es klingt nach Schwimmbad, muss ein Fan-Event sein. Wir biegen beim Kiosk um die Ecke und die Kinnladen klappen uns herunter:

Um das Wassersprühfeld herum hat sich ein kleiner See oder ein immens großer Teich gebildet. Aber vor allem: gefühlte 3000 Menschen, Kinder Jugendliche, Erwachsene sind im knietiefen, lauwarmen Nass am Spielen, Toben, Schreien. Vielleicht waren es auch 300 oder 30.000, jedenfalls: Es ist ein Gedränge, an eine Armlänge Abstand ist nicht zu denken und woraus genau der Teich eigentlich besteht, möchte man gar nicht wissen. Aus der Anlage schoss teilweise noch Wasser, aber hier war ganz offensichtlich was kaputt. Wir haben also ein sehr schlechtes Gefühl, stecken trotzdem alle mal einen Fuß in eine Pfütze, holen uns ein Eis beim Kioskbesitzer, der wahrscheinlich den Umsatz des Jahres macht und sausen den Berg hinunter nach Hause. Das Planschbecken auf dem Balkon tut’s auch, denke ich mir.

Warum erzähle ich Ihnen das? Der Tag hat sich bei meinem Partner und mir eingebrannt. Auf dem Heimweg – und auch in Vorbereitung auf diese Rede – reden wir darüber. Weil dort so plastisch wurde wie viele Menschen offenbar kein Planschbecken zuhause haben, das sie mal eben irgendwo aufstellen können. Wir gehen die möglichen Alternativen durch und es ist ganz klar, dass es einfach zu wenige sind.

Kurz darauf kam dann auch die offizielle Pressemitteilung der Stadt, dass das Wasserspiel kaputt ist. Vier Sommer später ist es immer noch nicht repariert. Es gab mehrere Anläufe auf verschiedenen Wegen, aber leider führte keine Ausschreibung zum Erfolg. Das lässt sich nicht ändern.

Vier Sommer lang haben wir uns zuhause also immer wieder darüber unterhalten wo man im um 16 Uhr noch hin geht, wenn es heiß ist in dieser Stadt. Wer mobil ist, fährt vielleicht noch schnell woanders hin, in den Scheerwald, in ein benachbartes Freibad, vielleicht auch an einen See. Voll ist es natürlich überall an diesen Tagen. Wer kann, baut ein Planschbecken auf oder stellt den Rasensprenger an. Aber was ist mit den anderen? Die, die kein Auto haben, kein Geld und keinen Platz? Auch wenn mittlerweile der Hafenspielplatz wieder läuft und das Wasserspiel am Aliceplatz neu dazugekommen ist und auch wenn im Leonhard-Eißnert-Park an zwei Tagen eine sehr nette, kleinkindfreundliche Alternative angeboten wurde. Es ist an vielen Stellen besser geworden, aber es reicht nicht, vor allem nicht für all diejenigen, die aus ökonomischen Gründen in der Stadt gefangen sind. Es gibt an heißen Tagen in Offenbach auch weiterhin zu wenige Orte, an denen Kinder und Jugendliche sich abkühlen können.

Was also tun? Wir haben jetzt eine Neuplanung bekommen, mit der Fläche entsiegelt, Wasser gespart und das Spielfeld ein Stück verlegt. Das alte Wasserspiel wird abgebaut werden. Die Planung hat noch nicht alle naturschutzrechtlichen Prüfungen hinter sich– ich hoffe und bin mal guten Mutes, dass die Planung den Anforderungen standhalten und dann so zügig wie möglich umgesetzt wird – vielleicht klappt es ja noch diesen Sommer, ich gebe das Träumen zumindest nicht auf.

Ich will gar nicht verhehlen, dass ich beim Preisschild auch arg schlucken musste. Aber das Wasserspiel nicht wieder in Stand zu setzen, wäre das wirklich eine Alternative? Es wird höchste Zeit, dass der Leonhard-Eißnert-Park seine wichtigste Attraktion zurückgewinnt. Dafür bitte ich Sie um Zustimmung.

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