Rede unserer Stadtverordneten Patricia Bhend zum Magistratsantrag

Stadtverordnete Patricia Bhend

Sozialer Zusammenhalt (ehem. HEGISS) Südliche Innenstadt / Senefelderquartier, Projektbeschluss über die Planung und Durchführung des Reallaborvorhabens „Lebenswerte und sozial-gerecht gestaltete städtische Quartiere der Mobilitätswende“ im Rahmen des Förderprojekts transform-R“

Sehr geehrter Herr Stadverordnetenvorsteher, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Was verbirgt sich hinter dem sperrigen Titel dieses Antrags:

‚Planung und Durchführung des Reallaborvorhabens „Lebenswerte und sozial-gerecht gestaltete städtische Quartiere der Mobilitätswende“ im Rahmen des Förderprojekts transform-R‘?

Was bedeutet der Begriff ‚Reallabor‘? Handelt es sich womöglich um Tierversuche im Offenbacher Bahnhofsviertel (hier wird schließlich regelmäßig die eine oder andere Ratte gesichtet 😉)?

Nein, natürlich nicht: unter einem Reallabor versteht man die Kooperation einer wissenschaftlichen Einrichtung – in diesem Fall die Goethe Universität Frankfurt – mit Akteuren aus dem ‚realen‘ Leben – hier der Regionalverband FrankfurtRheinMain und die Stadt Offenbach, die gemeinsam räumlich abgegrenzte Experimente durchführen. Im vom Bund geförderten Projekt transform-R geht es darum, in vier Reallaboren mit unterschiedlichen Schwerpunkten die Energie- und Mobilitätswende voranzutreiben. Offenbach wurde als Modellkommune ausgewählt, um Maßnahmen zur Stärkung des Rad- und Fußverkehrs zu entwickeln.

Neben ökologischen Gesichtspunkten stehen dabei auch soziale Aspekte und die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Mittelpunkt.

Das Projekt gehört zum Schlüsselprojekt Quartiers- und Stadteilentwicklung des Offenbacher Masterplans und passt perfekt zu Offenbach: es ist innovativ, experimentierfreudig und sucht kreative Lösungen. 

Als Projektgebiet wurde der Bereich rund um den Offenbacher Hauptbahnhof und das Senefelder Quartier ausgewählt. Dies fügt sich sinnvoll in die laufenden Bemühungen der Stadt zur Aktivierung des Gebiets um den Hauptbahnhof ein: die Unterstützung beim Projekt gemeinschaftliches Wohnen am Stellwerk, der Umbau des Bahnhofsvorgeländes oder die Anstrengungen für die Aktivierung des Hauptbahnhofs.

Alle diese Projekte sind jedoch noch Zukunftsmusik – daher finden wir Grünen es gut, dass mit dem Reallabor konkrete und niederschwellige Maßnahmen für die Bewohner*innen des Quartiers getestet werden. Ziel ist es den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, den Rad- und Fußverkehr zu verbessern und neue Begegnungsorte zu schaffen. Schwerpunkt der Aktionen werden die Stärkung der bereits vorhandenen Fahrradstraßen und die zeitweise Umgestaltung und Belebung der Unterführung Marienstraße/Luisenstraße sein. Das Amt für Planen und Bauen und das Amt für Mobilität gehen hier gemeinsam neue Wege in enger Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement. Die Bewohner*innen des Quartiers werden durch Befragungen eng eingebunden – die erste wurde bereits im Vorfeld durchgeführt. Auch Workshops und Veranstaltungen sind geplant, und alle Maßnahmen werden wissenschaftlich ausgewertet.  Verkehrszählungen und deren Auswertung gehören ebenfalls zum Projektumfang.

Schließlich wächst das Quartier ja auch munter weiter: In drei Jahren werden hoffentlich 200 Studierende in das neue Studierendenwohnheim in der alten Post einziehen – ein Grund mehr, um das Quartier für Menschen, die mehrheitlich zu Fuß und auf dem Fahrrad unterwegs sind, lebenswerter zu machen.

Wir freuen uns auf Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität um den Hauptbahnhof und im Senefelder Quartier und bitten um breite Zustimmung für diesen Antrag – vielen Dank!