Offenbacher Aktionsplan gegen Kinderarmut startet
Jedes fünfte Kind in Offenbach ist von Armut betroffen – das ist für uns Grüne nicht hinnehmbar. Deshalb haben wir am Donnerstag, gestern in der Stadtverordnetenversammlung den „Kommunalen Aktionsplan gegen Kinderarmut“ zusammen mit unseren KOA-Partnern und der demokratischen Opposition beschlossen.
Mit fast 200 bestehenden Maßnahmen und 22 zusätzlich neu geplanten, schaffen wir ein umfassendes Unterstützungsnetz für Kinder und Jugendliche von 0 – 18 Jahren. Mit dieser „Offenbacher Präventionskette“ wird unsere Stadt eine Vorreiterkommune in Hessen bei der systematischen Bekämpfung von Kinderarmut.
Für seine Erstellung federführend verantwortlich sind unsere grüne Bürgermeisterin und Jugenddezernentin Sabine Groß, sowie die Fachfrauen und -männer des Jugendamtes. Dank ihrer kompetenten Arbeit hat sich unsere Stadt erfolgreich bei einem großen Landesprogramm zur Erstellung von Präventionsketten beworben – als eine von nur insgesamt zehn Kommunen, die gefördert werden.
„Kinderarmut bedingt die Armut der Zukunft. Diesen Zusammenhang zu durchbrechen muss Ziel einer erfolgreichen Sozialpolitik sein“, betont die grüne Stadtverordnete Hülya Selçuk-Tuna.
Der Aktionsplan ist das Ergebnis eines umfassenden Arbeitsprozesses, der ebenfalls von uns vor drei Jahren von der Stadtverordnetenversammlung angestoßen wurde. Seine besondere Qualität liegt darin, dass zusammen mit allen relevanten Akteuren eine zielgenaue Bedarfsanalyse erstellt wurde. Dadurch konnten Lücken im bestehenden Angebot ermittelt und passgenaue Angebote entwickelt werden, die sie schließen.
„Um das nun vorliegende Instrument auch anwenden zu können, haben wir trotz der Haushaltskürzungen 150.000 Euro jährlich gesichert. Für uns Grünen war nämlich klar: Die Bekämpfung der Kinderarmut kostet Geld und wir stellen so viel bereit, wie möglich, um voranzukommen“, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen Tobias Dondelinger.
Die Grünen werden im Kampf gegen Kinderarmut nicht nachlassen, auch wenn sich die Zahlen in den vergangenen Jahren verbessert haben: So konnte seit 2013 der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im SGB II-Bezug von 33 Prozent auf 19.3 Prozent gesenkt werden. Trotz solcher Erfolge, bleibt das Problem unserer Stadt als ärmste Kommune Hessens leider virulent.
„So wichtig die Armutsbekämpfung auf kommunaler Ebene ist: Die eigentlichen Armutsursachen können hier nur in begrenztem Maße angegangen werden. Daher muss ich eindringlich an die sozialpolitische Verantwortung unserer Landes- und Bundesregierung appellieren: Deutschland ist ein reiches Land, das sich Kinderarmut einfach nicht leisten kann!“, schließt die grüne Sozialpolitikerin Hülya Selçuk-Tuna.
Mehr Informationen zu dem Aktionsplan und den einzelnen Teilgebieten, die von Grünen Stadtpolitiker:innen erklärt werden, sind auf unserem Instagram-Kanal @gruene_of sowie dem Facebook-Account Grüne_OF zu sehen.
Link zur Vorlage: Kommunaler Aktionsplan gegen Kinderarmut, gemäß Stadtverordnetenbeschluss
Hülyas Rede in der Stadtverordnetenversammlung am 3. Juli zum Thema:
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,
Offenbach ist eine sehr reiche Stadt: An Kindern und Jugendlichen und deren Potentialen. Andererseits ist Offenbach aber auch die ärmste Kommune Hessens.
Kinderarmut ist daher ein großes Problem unserer Stadt.
Deren Bekämpfung ist für meine Partei und insbesondere auch für mein eigenes politisches Engagement eine Herzensangelegenheit. Als Pädagogin in Schulen und Stadtteilen mit hohem Armutsrisiko weiß ich leider nur zu gut, wie Armut bei Kindern und Jugendlichen aussieht. Das besonders tragische daran: Sie bedingt auch die Armut der Zukunft. Diesen Zusammenhang zu durchbrechen muss Ziel einer erfolgreichen Sozialpolitik sein.
Die gute Nachricht: Unsere Stadt arbeitet trotz chronisch knapper Kassen daran. Seit 2013 konnten wir den Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im SGB II-Bezug an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung von 33 Prozent auf 19.3 Prozent senken. Dennoch ist weiterhin jedes 5. Kind von Kinderarmut betroffen! Deutschlandweit ist es nur jedes 11. Kind.
Trotz der Sparzwänge in dem Haushalt dieses Jahres war für uns Grünen klar:
Der Kampf gegen Kinderarmut muss fortgesetzt werden. Deshalb kommt jetzt der „Kommunale Aktionsplan gegen Kinderarmut“, den wir zusammen mit unseren Koalitionspartnern – und hoffentlich auch mit allen anderen demokratischen Parteien – beschließen wollen. Für seine Erstellung federführend verantwortlich sind unsere Bürgermeisterin und Jugenddezernentin Sabine Groß, sowie die großartigen Fachfrauen und –männer des Jugendamtes: Ein Riesendank an sie!
Damit bekommen wir als Stadt zum ersten Mal eine Art Masterplan, mit dem wir gegen die Kinderarmut weiterkämpfen werden. Den Start dazu haben wir in dieser Stadtversammlung mit unserem Beschluss im Juli 2022 gesetzt. Zu fast gleicher Zeit wurde das Landesprogramm „Präventionsketten Hessen – Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ gestartet. Das Jugendamt hat sich erfolgreich dafür für unsere Stadt beworben – als eine von nur insgesamt 10 Kommunen, die gefördert werden.
Mit der Verknüpfung von beiden Prozessen, entsteht die „Offenbacher Präventionskette gegen Kinderarmut“. Damit schaffen wir ein umfassendes Unterstützungsnetz für Kinder von 0 bis 18 Jahren und ihre Familien, um Teilhabechancen zu verbessern und die Folgen von Armut abzumildern. In dem Erarbeitungsprozess des Aktionsplans wurden alle Maßnahmen und Programme gegen Kinderarmut, die es in der Stadt schon gibt, zusammengefasst und analysiert.
Ich habe sie im Aktionsplan durchgezählt und komme auf fast 200 Maßnahmen und Angebote von städtischen und anderen sozialen Trägern!
Dann wurde zwischen den unterschiedlichen Akteuren, die mit der Bekämpfung von Kinderarmut beschäftig sind, der Bedarf erhoben. Die Auswertung zeigte die bestehenden Lücken und Optimierungsmöglichkeiten. Für die wurden 22 weiterführende Maßnahmen benannt, die in den kommenden Jahren noch umgesetzt werden sollen.
Dafür haben wir in der Koalition – angefangen mit diesem Jahr – 150.000 Euro jährlich gesichert.
Am Ende dieses Prozesses erhalten wir eine langfristige und nachhaltige Gesamtstrategie gegen Kinderarmut für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Offenbach wird damit zu einer Vorreiterkommunen in Hessen.
Da die Maßnahmen und Projekte so vielfältig sind, wurden sie in fünf Teilgebiete zusammengefasst: Die Bildungsteilhabe, die gesundheitliche, soziale und materielle Teilhabe sowie Querschnitthemen. Darunter stecken so unterschiedliche Maßnahmen wie Deutschkurse, Babylotsen, Elternberatungsstellen, gesunde Essensangebote in der Kinder- und Jugendarbeit oder die Schulung von Fachkräften um verdeckte Armut besser erkennen und Unterstützung anbieten zu können.
Natürlich muss uns allen bewusst sein, dass die eigentlichen Armutsursachen nur begrenzt auf kommunaler Ebene angegangen werden können. An dieser Stelle möchte ich eindringlich an die sozialpolitische Verantwortung unserer Landes- und Bundesregierung appellieren:
Deutschland ist ein reiches Land, dass sich Kinderarmut einfach nicht leisten kann!
Mit diesem Aktionsplan zeigen wir, dass auch auf kommunaler Ebene viel bewegt werden kann. Helfen Sie mit, geben Sie diesem Plan Ihre Stimme und setzen Sie ein Zeichen für unsere Kinder!
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