Rede unseres Stadtverordneten Olaf Zimmermann zum Antrag „Bewerbung zum Förderprogramm klimaangepasstes Waldmanagement“

Stadtverordneter Olaf Zimmermann
Stadtverordneter Olaf Zimmermann

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, Kolleginnen und Kollegen, liebe Besucher auf der Tribüne und – erstmals – auch zuhause an den Bildschirmen,

Heute reden wir einmal mehr über den kommunalen Wald der Stadt Offenbach – und das ist aus meiner Sicht nicht nur gut so, sondern auch dringend nötig. Bereits 2019 wurde Revierförster Viktor Soltysiak  in der örtlichen Tageszeitung mit den Worten zitiert: „Der Wald ist in einem sehr schlechten Zustand“.

Und der Patient Wald – unser Patient – hat sich seither nicht wieder erholt – ganz im Gegenteil:

Die Folgen des rasanten Klimawandels und der niederschlagsarmen letzten Jahre haben deutliche Spuren hinterlassen: die Fichtenbestände sind der Trockenheit bereits fast vollständig zum Opfer gefallen, aber auch den Kiefern, Buchen und Eichen im Stadtwald ist der permanente Klimastress deutlich anzusehen.

Jetzt haben wir in den vergangenen Wochen eine Debatte geführt, ob es aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll ist, gesunde Bäume besser zu fällen, bevor sie im nächsten heißen Sommer vielleicht absterben. (Die Begründung: Dann bringen sie der Stadt wenigstens noch einen Ertrag.)

Dieses Thema haben wir vor rund zwei Wochen bei einem Waldspaziergang mit den Förstern –  und ich hoffe nicht nur aus meiner Sicht – grundsätzlich abgeräumt:

Aus Gründen der Waldverjüngung, also wenn es für die Zukunft des Ökosystems Wald sinnvoll ist, dürfen auch gesunde Bäume gefällt werden – aus wirtschaftlichen Gründen aber eben weiterhin nicht.  Damit leistet das von der Stadtverordnetenversammlung 2021 beschlossene Moratorium schon jetzt einen wesentlichen Beitrag, damit sich unser Blick auf den Stadtwald verändert – und zwar weg von einer rein wirtschaftlichen Betrachtung hin zur Stärkung seiner wichtigen ökologischen Funktionen, die es in  Zeiten des Klimawandels zu stärken und zu sichern gilt.

Damit da kein Missverständnis entsteht: Ich habe unsere beiden Förster, Herrn Viktor Soltysiak und Herrn Melvin Mika von Hessenforst stets so verstanden, dass ihnen der Erhalt des Waldes über alles geht.

Aber wir als Stadtverordnete – als Besitzer dieser rund 1250 Hektar großen Waldfläche – müssen ihnen dafür auch ein klares Signal geben und damit für eine zukunftsorientierte Waldbewirtschaftung den Rücken frei halten: dass es für uns in Zukunft zuallererst um die Stärkung der ökologische Funktionen des Waldes geht und nicht mehr um einen kleinen wirtschaftlichen Gewinn aus der Holzfällung, die ja ohnehin die Kosten und den städtischen Zuschuss für die Waldwirtschaft seit langem nicht mehr ausgleicht.

Zwei kurze Sätze zu den ökologischen Funktionen eines gesunden Waldes: Er ist eine wichtige CO2-Senke, produziert kühle und frische Luft, sorgt für Grundwasser-Neubildung und ist ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Biodiversität und der Artenvielfalt.

Und er ist – hier im Ballungsgebiet ganz besonders – ein unschätzbares Naherholungsgebiet, in dem sich die Menschen vom Stress des Alltags erholen wollen.

Und jetzt: dieser Prüf- und Berichtsantrag, um sich nach Möglichkeit für das „Förderprogramm klimaangepasstes Waldmanagement“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu bewerben. Das Programm beinhaltet 12 Kriterien, um eine entsprechende Förderung zu erhalten.

Und um nur die aus Sicht der Grünen wichtigsten zu nennen:

1. Eine natürliche Waldentwicklung auf mindestens 5 Prozent der Fläche

2. Maßnahmen zur Wasserrückhaltung, einschließlich des Verzichts auf Entwässerung und Rückbau vorhandener Entwässerungsinfrastruktur und

3. die Naturverjüngung, also die natürliche Aussaat heimischer Baumarten hat grundsätzlich Vorrang.

Natürlich gibt es vor einer Bewerbung für das Förderprogramm noch eine Reihe offener Fragen. Deshalb eben dieser Prüf- und Berichtsantrag.

So ist beispielsweise zu klären, ob Flächen, die für ein Ökopunkte-Konto gutgeschrieben werden ebenfalls förderungsfähig im Sinne des Programms sind.

Auch ist derzeit noch nicht ganz klar, wie hoch die Förderung für den Offenbacher Stadtwald genau ausfallen könnte – aber nach ersten Schätzungen dürfte sie sich auf eine Fördersumme von zirka 120.000 Euro pro Jahr belaufen. (100 Euro pro Hektar)

Mit der Teilnahme an dem Förderprogramm bestünde also die Chance auf zusätzliches Geld vom Bund für eine Aufgabe, der wir uns als kommunaler Waldbesitzer ohnehin in den kommenden Jahren stellen müssen: dem klimaangepassten Waldmanagement – und da ist es aus meiner Sicht immer gut, einen finanziell und konzeptionell kompetenten Partner wie das BMEL an seiner Seite zu wissen.

Ich bitte also um breite Zustimmung für den Antrag.

Haben Sie vielen Dank.

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