Rede unseres Fraktionsmitglied Basak Taylan-Kiran zum Rederecht des Kinder- und Jugendparlaments in der Stadtverordnetenversammlung

Stadtverordnete Basak Taylan-Kiran

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Anwesende,

wir freuen uns heute sehr über den vorliegenden Antrag, der dem KJP die Möglichkeit einräumt, vor Eintritt in die Tagesordnung zu Themen zu sprechen, die sie betreffen.

Ich muss zwar immer schmunzeln, wenn ich lese, dass das vor allem Themen betreffen sollen, die die Interessen von Kindern und Jugendlichen berühren, weil ich mich dann immer frage, was eigentlich genau diese Themen sind. Sind das beispielsweise Jugendzentren, Spielplätze und andere Freizeitangebote? Oder betreffen eigentlich nicht alle Themen der Kommunalpolitik auch Kinder und Jugendliche, weil sie eben auch in dieser Stadt wie jeder andere volljährige hier lebende Mensch auch.

Es ist ganz spannend, wie wir uns als Erwachsene das städtische Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen vorstellen: Wir weisen ihnen immer bestimmte Plätze und Themen zu, wir sagen dann, hier habt ihr einen Spielplatz oder ein Jugendzentrum, hier dürft ihr spielen, laut sein, toben oder abhängen, und wir erklären ihnen, dass das an den übrigen Orten in der Stadt nicht geht, weil sie sich da benehmen müssen, nicht laut sein und rennen, so wie das Erwachsene so tun.

Aber gut, ich will jetzt nicht weiter ausufern und ihnen erzählen, warum es so wichtig ist unsere Städte mit Kinderaugen zu betrachten und warum das bedeutet, dass irgendwie alle Themen ihre Expertise benötigen. Es reicht mir für den heutigen Abend schon mal, dass auch Kinder und Jugendliche die Möglichkeit bekommen in kommunalpolitisch bedeutsamen Kontexten gehört zu werden und so auch erste Erfahrungen sammeln können, wie es sich anfühlt hier zu stehen, hier zu sprechen und hier Gehör zu finden. Dass ist insbesondere deshalb auch so wichtig, weil Kinder und Jugendliche, die hier leben, genau diejenigen sind, die am wenigsten auf die hier getroffenen Entscheidungen einwirken können obwohl sie am längsten mit dem Resultat leben müssen. Das ist echt unfair. Und wenn sie schon erst ab 18 wählen dürfen, dann sollten wir ihnen zumindest ein ordentliches Rederecht vor Eintritt in die Tagesordnung einräumen, und das geht nur hier in der Stadtverordnetenversammlung. Denn nicht umsonst ist die Stadtverordnetenversammlung das oberste Entscheidungs- und Beschlussorgan in der kommunalpolitischen Praxis. Auch wenn die Arbeit im Vorfeld in den Ausschüssen natürlich auch wichtig ist.

Und allen, die das jetzt gegenüber dem Seniorenrat ungerechnet finden, möchte ich sagen: Das ist es ganz und gar nicht. Denn es steht jeder Seniorin und jedem Senior frei sich in die Stadtverordnetenversammlung wählen zu lassen und selbst wählen zu gehen. Und wenn ich mir hier so die Altersstruktur im Parlament anschaue, sehe ich jetzt nicht unbedingt eine Notwendigkeit dafür, irgendwas dafür zu tun, dass noch mehr Menschen dieser Altersgruppe hier sitzen.

Wir können unsere Kinder und Jugendliche nicht früh genug darauf vorbereiten, Verantwortung für unser gesellschaftliches Zusammenleben und unsere Zukunft zu übernehmen, wir können ihnen nicht früh genug erklären, wie wichtig unsere demokratischen Grundpfeiler sind – vor allem in Zeiten, in denen die Skepsis gegenüber Parteien und Verwaltung so hoch ist.

Dafür ist es aber notwendig, dass wir sie früh in unsere Mitte nehmen und ihnen Gehör am wichtigsten Ort der demokratischen Teilhabe verschaffen. Daher freue ich mich, wenn dieser Antrag eine breite Zustimmung findet.

Vielen Dank.

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