*** Rede Tobias Dondelinger***
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleg:innen,
wie in der letzten Sitzung eines Jahres in Offenbach so üblich, haben wir auch heute wieder unseren städtischen Haushalt vorliegen. Dieser Beschluss ist für uns Stadtverordnete häufig nicht der schönste Beschluss des Jahres, aber der wichtigste. Und deshalb befassen wir uns Jahr für Jahr intensiv mit alledem, was an Vorhaben und Plänen, an Dienstleistungen und Angeboten in diesem Haushalt steckt.
Und obwohl wir dabei häufig keine großen Sprünge machen können und obwohl wir alle uns wünschen würden, dass etwas mehr „wünsch-dir-was“ ginge und etwas weniger „muss-halt“ dabei wäre, denke ich, dass wir in den letzten Jahren unserer Aufgabe immer gerecht wurden und wir es gemeinsam geschafft haben, Offenbach auf einen guten Weg zu führen. Deshalb geht mein Dank erstmal an die Kolleg:innen der Koalition und der demokratischen Opposition für diese sachorientierte Zusammenarbeit zum Besten unserer Stadt.
Offenbach ist eine Stadt, in der sich etwas bewegt, in der wir alle merken: Es geht voran! Aber natürlich wären, wir nicht die Grünen, wenn wir nicht sagen würden: Das läuft gut, aber es ist noch viel zu tun und wir wollen mehr erreichen für Offenbach.
So haben wir heute hier die Gelegenheit, mit einem gewissen Stolz auf das Erreichte zurückzuschauen, dass sich in der Stadt trotz aller Widrigkeiten bewegt hat, aber auch mit Optimismus nach vorne zu schauen, weil wir im nächsten Jahr und darüber hinaus weiter daran arbeiten werden, dass wir unser Tempo beibehalten und weiter dafür sorgen, dass sich die Stadt in die richtige Richtung bewegt.
Aber wir wissen auch: Wir Stadtverordneten sind es zwar, die eine Richtung geben und die das Geld per Haushaltsbeschluss bereitstellen, aber damit die Bürger:innen am Ende sehen, dass sich etwas bewegt und damit die Stadt all ihre Aufgaben auch erfüllen kann, dafür arbeiten in Kernverwaltung und Stadtkonzern jeden Tag viele Hände und Köpfe.
Deshalb sind wir all den Mitarbeitenden von Verwaltung und Stadtkonzern dafür dankbar. Wenn wir heute über den Haushalt sprechen, möchte ich mich nochmal besonders bei den Kolleg:innen in der Kämmerei bedanken, für die beständige akribische und zuverlässige Arbeit, die uns ja erst die Grundlage für unsere Arbeit gibt. Ich möchte mich auch bei unserem Fraktionsbüro bedanken, ohne das wir nicht derart gut ausgestattet und vorbereitet in die Haushaltswochen gehen könnten.
Insgesamt hat uns das Zahlenwerk dieses Jahr nicht so sehr vor Herausforderungen gestellt wie oftmals in den Vorjahren. Die Steuern haben sich etwas besser entwickelt als prognostiziert und auch bei den Schlüsselzuweisungen bietet sich in 2026 ein positives Bild. Das gibt Spielräume, steigende Kosten in anderen Bereichen abzufangen.
Mit dem Wahlkampfgeldgeschenk des Landes Hessen, das einen Kredit von 300 Millionen Euro aufgenommen hat, um das Geld dann per Gießkanne auf die Kommunen zu verteilen, entlasten wir die Offenbacher:innen so gut wie möglich, indem wir einerseits die Grundsteuer B nicht auf den Betrag der Aufkommensneutralität anheben und andererseits die schon eingeplante Erhöhung der Grundsteuer B um ein Jahr verschieben, so dass sie jetzt erst für den Haushalt 2028 fällig würde. Das ist das Vernünftigste, was wir mit diesem Wahlkampfgruß aus Wiesbaden anfangen können und ich bin froh, dass wir hier etwas für die Menschen in Offenbach tun.
Unser Investitionsniveau bleibt mit 66 Mio. in 2026 weiter hoch, so bereiten wir unsere Stadt vor für die Zukunft. Vor allem die Bildungseinrichtungen. Wir finden es schön, dass wir durch das Investitionspaket des Bundes Spielräume bekommen haben, kleinere Maßnahmen anzugehen, die in der Priorisierung vielleicht nicht ganz oben standen. Es stellt uns aber durchaus vor Herausforderungen, so kurzfristig mit dem Geldsegen umzugehen, wo wir in Offenbach doch eine klare Priorisierung kennen und die Dinge, die nötig sind erledigen und an den Rest gar nicht so viele Gedanken verschwenden.
Im Fall der sozial geförderten Wohnungen im ex-KWU-Areal war es reines Glück, dass ein so wichtiges Projekt zufällig gerade jetzt bereitstand, bei dem die Koalitionsfraktionen mit ihrem Haushaltsbegleitantrag die Investitionsmillionen für das aktuell noch laufende Jahr gut unterbringen konnten. Das freut uns, das freut die GBO und die ABG als Investor dürfte es auch gut finden.
Der Grüne Eigenbetrieb Offenbach, kurz GEO, durch den wir die Gelder aus unserem „Grünen Schuldschein“ verwalten, der im letzten Jahr erfolgreich platziert wurde, arbeitet nun und stellt vor allem für Schulprojekte Gelder zur Verfügung. Wir freuen uns nicht nur, dass unsere Verwaltung innovationsstark ist und dieses neue Instrument erprobt, sondern auch, dass unser Grünes permanentes Wirken auf hohe energetische Standards und beispielsweise den Einsatz von PV auf Schuldächern es uns jetzt ermöglicht, auch für schon angefangene Projekte Gelder aus dem GEO zu nutzen.
Bei einem der größten Flächenrecyclingprojekte der Region, dem INNO-Campus geht die Erschließung weiter und wir stellen 2026 5,8 Mio. Euro bereit, um dieses Projekt erfolgreich fortzusetzen. Die Tatsache, dass Samson dort bereits in die Produktion gestartet ist und Biospring gute Baufortschritte macht, überzeugt mich: Wer sich seinen Flächenbestand genau anschaut und bewusst nutzt, der muss nicht auf die Grüne Wiese gehen, um wirtschaftlicher Entwicklung und Transformation Raum zu bieten. Wir sind optimistisch, dass sich dieses Vorhaben für unsere Stadt weiter zum Erfolg entwickelt.
Der ESO und seine Mitarbeitenden halten unsere Straßen und Wege zuverlässig sauber und sie entsorgen unsere Abfälle und bieten dabei stets einen guten Service. Danke dafür an alle Kolleg:innen beim ESO! Damit auf den Straßen und Wegen in Zukunft vielleicht etwas weniger sauber zu halten ist, hat der Magistrat jüngst einen deutlich verschärften Bußgeldkatalog beschlossen. Das finde ich richtig. Auch wenn wir unsere Stadt allein damit nicht sauber bekommen werden. Es ist ein guter erster Schritt. Wir Grüne haben daneben auch die Bußgelder für Umweltthemen im Auge. Das Befahren von Baumscheiben und Grünanalagen ist kein Kavaliersdelikt und sollte gegenüber Müllverstößen auch nicht so geahndet werden.
In unseren Bemühungen um eine Weiterentwicklung der Innenstadt lassen wir nicht nach. Gemeinsam mit unserer Koalition und der interessierten Zivilgesellschaft treiben wir die Transformation hin zu einem Ort, der Aufenthaltsqualität und Anlässe für alle Offenbacher:innen bietet, voran. Erfolgreich erprobte Maßnahmen wie die Testraumallee setzen wir fort, Neues, wie die Station Mitte treiben wir voran. Für die Station Mitte haben die Koalitionsfraktionen dabei aus den Bundesinvestitionsmitteln einen Zuschuss von 4 Mio. Euro eingeplant, mit dem Brandschutzfragen gelöst, vor allem aber dem Wunsch vieler Offenbacher:innen nachgekommen wird, die historische Fassade wieder ins Stadtbild zu bringen.
Manchmal würde ich mir wünschen, dass sich dieses gemeinsame Engagement noch stärker auf die Immobilieneigentümer ausdehnen würde. Wer Mieten verlangt, wie in den alten Zeiten ohne Onlinehandel und mit boomenden Innenstädten, der steht der gemeinsamen Kraftanstrengung ein Stück weit im Wege. Eigentum verpflichtet. Das gilt auch für Immobilienbesitzende. Einige erkennen das an und leisten Beiträge, aber bei vielen mangelt es hieran noch sehr.
Als letztes und für mich persönlich fast am wichtigsten, möchte ich noch einen Blick auf den Wald werfen. Um auch hier nicht auf die Substanz zu wirtschaften, sondern einen intakten und zukunftsfähigen Wald an die nächsten Generationen zu übergeben, haben wir in der vergangenen Sitzung das Waldentwicklungskonzept beschlossen. Vielen Dank an Sabine Groß und die Zuständigen in ihrem Amt, dass sie dieses zukunftsweisende Werk erarbeitet habe. Denn das ist ein Plan, an dem wir noch in Jahrzehnten arbeiten werden. Aber wir fangen hier und heute an! Denn im Waldwirtschaftsplan ist das Konzept erstmals zugrunde gelegt. Das Moratorium für den Einschlag ist beendet, denn wir haben ja jetzt ein tragfähiges Bild, wo sich unsere wertvollen Flächen befinden. Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt massenweise Holz aus dem Wald holen, denn das ist ja das Kapital des Waldes für die Zukunft. Entsprechend steigen die Ausgaben in den Wald während die Einnahmen aus Holzverkäufen sinken. Wir investieren in die Zukunft. Ich bin froh, dass die deutliche Mehrheit des Hauses sich entschieden hat, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Unsere Enkel werden es uns danken.
Im sozialen Bereich lesen wir weiterhin gesellschaftliche Entwicklungen in den Zahlen ab, die uns alle besorgen müssen. So steigen in nahezu allen Bereichen des sozialen Sektors die Ansätze. Nicht nur, weil auch die Kosten steigen, sondern, weil die Fallzahlen teils exorbitant zunehmen. So steigt zum Beispiel der Ansatz für Stationäre Pflege nach SGB XII in 2026 um über 10 Prozent, von 6 Mio. auf 6,7 Mio. Euro. Grund sind hier dramatische Fallzahlen und -Intensitätssteigerungen bei Autismus. Das besorgt uns, aber wir wissen: Jeder Euro der hier gespart wäre, wäre an der falschen Stelle gespart. Wir dürfen nicht die Betroffenen bestrafen, wir müssen uns den Ursachen dieser Entwicklung annähern.
Aber nicht nur, dass wir hier nicht sparen: Wir investieren in die soziale Infrastruktur und in das Wohl und die Entwicklung unserer Menschen.
Für den Aktionsplan gegen Kinderarmut, der dieses Jahr an den Start ging, konnten wir für 2026 fast 100.000 Euro mehr einplanen, das ist ein Zuwachs über 50 Prozent. Mit diesem Plan haben wir einen Leitfaden an der Hand, auf den Jugendämter hessenweit neidisch schauen. Hier geht mein Dank an Sabine Groß und die zuständigen Mitarbeiter:innen im Jugendamt, dass sie diesen Plan auf den Weg gebracht haben und jetzt so entschieden für seine Umsetzung kämpfen. Hier investieren wir an der richtigen Stelle, auch wenn ich mir wünschen würde, dass das nicht nötig wäre.
Das Gleiche sage ich sehr zufrieden über den Neubau der Wohnungslosenhilfe der Diakonie in der Gerberstraße, der im September eröffnet wurde und das Familienzentrum Lauterborn, das schon weitgehend in Betrieb ist und im kommenden Jahr offiziell eröffnet wird. Das neue Frauenhaus ist im Bau und wie man gestern in der Zeitung lesen konnte, gibt es Fördergelder für die barrierefreie Errichtung. Neben der Ausstattung mit Frauenhausplätzen entsprechend der Istanbul-Konvention, bieten wir damit bald auch Plätze ohne Zugangsbarrieren für mobilitätseingeschränkte Frauen.
Die hauptamtliche Antidiskriminierungsbeauftragte hebt die Antidiskriminierungsarbeit in Offenbach auf ein neues Niveau und bietet eine zuverlässige Anlaufstelle für alle, die unter Diskriminierung leiden. Gut, dass wir Frau Zerisenai in Offenbach haben!
Genauso gut und wichtig ist es, dass die Wohnungssicherungsstelle präventiv hilft, Wohnungsverlust vorzubeugen. Im Feld Wohnen werden wir aber hiermit nicht am Ende sein. Wir müssen unserem Instrumentenmix in Zukunft auch stärkere Regulatorik hinzufügen. Aber wir müssen auch für neuen bezahlbaren Wohnraum sorgen! Der GBO ermöglichen die Koalitionsfraktionen das beim ABG-Projekt am Kaiserlei. Wir stellen aus den Investitionsmitteln des Bundes 10 Mio. Euro bereit, damit die geförderten Wohnungen dort in die Hand der GBO kommen.
In Kürze wird der 1000te neue Kitaplatz eröffnet, seitdem unsere Kinder- und Jugenddezernentin Sabine Groß in dieser Funktion ist. Damit haben wir im Bereich Kitas die Bedarfe weitgehend erfüllt. Das war ein Kraftakt. Danke Sabine, dass Du daran so intensiv gearbeitet hast. In den kommenden Jahren müssen wir zusehen, dass wir die Kitabeiträge stabil halten und gleichzeitig die Kitaträger auskömmlich ausstatten, damit wir weiterhin ein ausreichendes und qualitativ hochwertiges Angebot in unserer Stadt bereithalten. Auch das wird ein Kraftakt, aber gemeinsam werden wir das hinbekommen.
In den letzten Jahren sind stadtweit eine Menge Spielplätze entstanden oder komplett saniert worden. Aktuell wird am Friedrichsring gebaut, an der Schäferstraße geht es bald los. Auch für die kommenden Jahre sind Spielplätze eingeplant. Uns ist nicht nur wichtig, dass das weitergeht und für unsere Kinder moderne und gut ausgestattete Spielmöglichkeiten bereitstehen, sondern auch, dass es auf diesen Spielplätzen Spielmöglichkeiten für Kinder mit Beeinträchtigungen gibt. Wir sind froh, Optionen für alle Offenbacher Kinder bieten zu können, so dass sie alle im Sinne einer inklusiven Gesellschaft gemeinsam spielen und aufwachsen können. Auch bei Jugendlichen müssen wir solche Angebote verstärkt schaffen. Deshalb sind wir glücklich, dass die Koalitionsfraktionen aus den Investitionsmitteln des Bundes Mittel für einen barrierefreien Umbau des JUZ Nordend bereitstellen konnten. Hier wird sicherlich zunächst vertieft geprüft werden, welche Maßnahmen dafür alles notwendig sind, aber wer ans Ziel kommen will, der muss erst einmal losgehen. Hier tun wir das nun.
Bei der Sanierung öffentlicher Toiletten sind wir schon losgegangen, aber für uns zu langsam. Deshalb stellen die Koalitionsfraktionen auch hier Gelder aus dem Bundesinvestitionsprogramm zur Verfügung, mit denen einige der öffentlichen Toiletten zeitnah grundhaft saniert werden.
***Rede Dr. Sabrina Engelmann***
Sehr geehrte Damen und Herren,
Infrastruktur ist das unsichtbare Rückgrat unserer Stadt. Sie ist der Kitt des Alltags – Grünflächen, Straßen, Energienetze oder Räume für Bildung und Kultur. Man nimmt sie oft als selbstverständlich hin, außer sie fehlen. Denn Infrastruktur fällt leider häufig erst dann auf, wenn sie schon weggefallen ist. Deshalb ist es unsere Aufgabe, sie sichtbar zu machen – und mehr noch, sie langfristig zu sichern.
Darum ist dieser Haushalt kein bloßes Zahlenwerk, sondern Ausdruck einer gemeinsamen politischen Linie. Wir haben als Koalition unsere Prioritäten gesetzt – und wir halten daran fest. Schritt für Schritt bringen wir Projekte voran, die unsere Stadt zukunftsfähig machen. Dabei zeigt sich: Wenn wir insgesamt auf Zusammenhalt setzen, können wir viel erreichen.
Ein Beispiel dafür sind die Schritte auf dem Weg hin zur Energiewende. Gemeinsam finanzieren wir die Installation von Photovoltaikanlagen auf städtischen Dächern. Das bedeutet zunächst Ausgaben – 68.000 Euro im Jahr 2026, 146.000 Euro im Jahr 2029. Doch gleichzeitig steigen auch die Einnahmen: von 9.000 Euro im Jahr 2026 auf 75.000 Euro im Jahr 2029. Wer konsequent handelt, sieht die Wirkung – ökologisch und finanziell. Jede Kilowattstunde, die wir als Stadt selbst erzeugen, macht uns unabhängiger von fossilen Energieträgern und steigenden Preisen.
Infrastruktur fällt erst auf, wenn sie fehlt. Das gilt auch für Grünflächen, die uns Schatten, Kühle, Biodiversität und Aufenthaltsqualität bieten können. Deshalb setzen wir auf naturnahe Bepflanzung vieler Flächen und die Habitatbäume, etwa auf dem Alten Friedhof, sind sichtbare Erfolge: Sie schaffen Lebensraum für Artenvielfalt und machen die Stadt widerstandsfähiger gegen die Klimakrise. Gerade diese grüne Infrastruktur muss langfristig wachsen und gesichert werden. Wir sind gespannt auf die Umsetzung der „Grünen Mitte“ in der Innenstadt, für die im ersten Schritt 250.000 Euro bereitstehen. Mit einer Million Euro aus den Investitionsmitteln des Bundes stecken wir zusätzliches Geld in Klimaanpassung und Klimaschutz. Wir schaffen mehr Grün und Schatten, pflanzen neue Bäume, legen Flächen zur Versickerung von Regenwasser an und errichten Trinkbrunnen, um die Stadt für die Klimafolgen zu wappnen.
Auch im Bereich Verkehr handeln wir mit Blick auf die Zukunft. Mit 38.000 Euro für die Machbarkeitsstudie zur Regionaltangente Süd etwa. Hier schaffen wir die Grundlage für ein Projekt, das nur im Zusammenspiel vieler Kommunen und Partner gelingt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: bessere Anbindung, Entlastung der S-Bahn-Stammstrecke, neue Verbindungen für den Süden der Region. Nachhaltigkeit entsteht hier nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch ein Netz, das wir gemeinsam knüpfen.
Mit 1,75 Millionen Euro für Straßensanierungen sichern wir ebenfalls alltägliche Infrastruktur. Wir bleiben dabei bei der bewährten Aufteilung: ein Drittel für den motorisierten Verkehr, ein Drittel für den Fußverkehr und ein Drittel für den Radverkehr. Daran halten wir fest, weil wir allen Verkehrsteilnehmenden gerecht werden wollen, egal wie sie unterwegs sind.
Infrastruktur fällt erst auf, wenn sie nicht oder nicht mehr funktioniert. Und weil es manchen Stellen, etwa auf dem Schulweg, auffiel, dass es eben nicht funktionierte, haben wir parkende Autos von Gehwegen auf die Straße geholt – und so für mehr Sicherheit gesorgt.
Es braucht aber auch ganz neue Infrastrukturen, an die vor wenigen Jahrzehnten (und so lange dauern viele Planungen) noch niemand gedacht hat. Für die wachsende Zahl der Radfahrenden braucht es bessere Markierungen und Fahrradwege. Hier haben wir in den letzten Jahren schon deutlich aufgeholt. Für die wachsende Elektromobilität brauchen wir mehr öffentliche Ladestationen, wir sorgen für Buslinien mit Strom und auch für elektrifizierte Müllautos, Rasenmäher usw. bei den Stadtwerken. Damit sorgen wir unter anderem für bessere Luft in unserer Stadt trotz steigender Autoanmeldezahlen. Allerdings wird unsere Straßeninfrastruktur, also schlicht der Platz, den wir zur Verfügung haben, auf Dauer auch dann nicht ausreichen, wenn alle künftig zwei bis drei E-Autos haben. Deshalb sorgen wir auch für mehr Carsharing, das Autos teilt statt vermehrt.
Und auch der öffentliche Nahverkehr ist gestärkt. Er arbeitet heute effizienter und kostensparender – und gleichzeitig wird das Angebot verbessert. Mit dem kommenden Fahrplanwechsel wird zum Beispiel die Linie 108 verlängert bis zum Neuen Friedhof. Das bessere Ergebnis von rund 1 Million Euro führt dazu, dass 400.000 Euro zusätzlich im Haushalt landen. Davon fließen 300.000 Euro direkt in den Aktionsplan gegen Kinderarmut – also 100.000 Euro pro Jahr. So zeigt sich: diese Verbesserungen im ÖPNV haben nicht nur mehr Mobilität geschaffen, sondern auch finanziellen Spielraum für soziale Projekte. Das geht nicht automatisch so, sondern nur, wenn man gemeinsam richtig entscheidet.
Als Schulträger sind wir beim Thema Bildung in der Pflicht die passende Infrastruktur zu schaffen. Man merkt es auch hier oft erst, wenn die Räume fehlen, wenn die Ausstattung nicht stimmt, wenn die Unterstützung ausbleibt. Genau deshalb investieren wir hier konsequent:
Für den Ganztag schaffen wir den Platz, den es dafür braucht – etwa durch die Umnutzung des ehemaligen Polizeireviers für die Goetheschule oder das neue Familienzentrum Lauterborn. Wir kümmern uns aber nicht nur um unsere Aufgabe als Schulträger, sondern auch um die Aufgaben, die eigentlich Land und Bund übernehmen müssten: Mit den bisherigen 6 Millionen Euro Hortmitteln unterstützen wir die Schulen ab 2026/27 mit zusätzlichem Geld für den Ganztag. Ein Blick in andere Kommunen zeigt, dass das nicht selbstverständlich ist. Zusätzlich sorgen wir für Jugendhilfe an Grundschulen, die sich um Kinder und Familien mit schwierigen Bedingungen kümmern wird. Damit schließen wir eine Lücke in unserem Präventionssystem. Die Hortmittel laufen zwar erst nach und nach aus, aber wir stellen als Koalition zusätzliche Mittel bereit und starten schon im kommendem Sommer mit 24 Stellen und damit mit der vollen Jugendhilfe an Grundschulen für 2,2 Mio Euro pro Jahr. Das bedeutet: Mehr Betreuung und mehr Chancen für unsere Kinder.
Überhaupt, da sind wir uns unserer Linie treu geblieben, sind die Schulinvestitionen umfangreich: 26 Millionen Euro für die Erweiterung der Goetheschule, jährlich 750.000 Euro für den Ganztagsausbau plus 3,6 Millionen im Jahr 2026, 1,5 Millionen für Digitalisierung mit steigender Tendenz. Weitere Projekte betreffen die Emmy‑Noether‑Schule, die Friedrich‑Ebert‑Schule und die Mathildenschule. Bildung hat weiterhin oberste Priorität in dieser Stadt. Und ab dem kommendem Jahr wird sich auch die Hygieneartikel-Infrastruktur an alle Geschlechter richten. Für die Menstruation auf Schultoiletten und in zwei öffentlichen Toiletten nehmen wir gerne 54.000 Euro jährlich in die Hand. Das ist bisher nicht so selbstverständlich wie Klopapier, sollte es aber sein. Denn ein Mangel an Binden ist genauso ärgerlich wie ein Mangel an Toilettenpapier.
Auch im Bereich Kultur braucht es die passende Infrastruktur. Es braucht Räume, um Kultur zu erleben, zum Zusammensein und für Austausch und Anregung. Wir sind überzeugt, dass die Station Mitte ein Bildungs- und Kulturort wird, in den es sich zu investieren lohnt. 6 Millionen Euro zusätzlich sind keine Kleinigkeit – dennoch ist das Geld gut investiert in Brandschutz und eine Fassade, die sich sicher wird sehen lassen können und vielen hier ein großes Anliegen ist. Auch der wichtige Kulturort Wiener Hof in Bieber wird mit 3,8 Millionen Euro saniert. Eine wichtige Institution, die im kommenden Jahr leider wegfällt, sind die Zollamtstudios. Nach 11 Jahren geht für viele Künstler:innen eine Ära zu Ende, die wir alle in der Innenstadt missen werden. Wir wissen, dass das bei vielen Betroffenen auf großen Unmut stößt und ich möchte an dieser Stelle betonen: An uns lag es nicht, gerne hätten wir das Zollamt für Kultur erhalten. Allerdings ist das Gebäude marode und gehört dem Bund. Es ist finanziell zwar nachvollziehbar, dass der Bund hier nicht mehr investieren will und wir sind froh, dass die GBO den Künstler:innen für das kommende Jahr ein Alternativangebot im Ostpol und in der Senefelder Straße machen kann. Dennoch geht uns hier ein wichtiger Kulturort, ein wichtiger Teil der kulturellen Infrastruktur verloren. Wir können nur hoffen, dass sie an den neuen Orten wieder anwachsen wird.
Im Kulturbereich kommt es – mehr noch als in anderen Feldern – auf die Akteur:innen an: sie sind es, die Kulturerlebnisse möglich machen. Deshalb sorgen wir auch für die Kulturschaffenden dieser Stadt: Wir sind froh, dass das städtische Künstlerstipendium nun endlich losgeht. Und wir sind gespannt, wer das Stipendium für das kommende Jahr erhält und wie es genutzt wird.
Und nicht zuletzt steht das Geld schon länger bereit für einen Kulturentwicklungsplan, der die Kulturförderung auf neue Füße stellt. Kultur ist oft etwas, das irgendwie da ist. Quasi eine „natürlich gewachsene“ Infrastruktur, der wir aber gerne strukturierte Leitplanken geben wollen, um sie zu stützen. Die Erstellung des Kulturentwicklungsplans wird im kommenden Jahr starten, damit wir unsere Kulturförderung gezielt ausrichten können. Als Koalition werden wir dazu auch noch einen Antrag einreichen, weil wir bis zur letzten Sitzung gut zusammenarbeiten. Ganz ähnlich wie beim Kulturentwicklungsplan angedacht, haben wir uns vor einigen Jahren den Sportbereich angeschaut und einen Sportstättenentwicklungsplan aufgestellt, der gezeigt hat: Die Menschen treiben am liebsten draußen Sport. Deshalb gibt es mittlerweile mehr kostenfreie Angebote im Freien – Fitnessgeräte im Grünring nahe der Edith‑Stein‑Schule, Bewegungselemente an Parkbänken für Senior:innen am Hessenring. Doch auch der Vereinssport ist uns natürlich ein wichtiges Anliegen. Neben vielen Kunstrasenfeldern, die mittlerweile plastikfrei sind und mit Regenwasser bewässert werden, schauen wir auch nach den Sportarten, die weniger im Fokus stehen. Für den Spitzensport der Samurais ist schon länger ein Ort gefunden, nun geht es um die Mittel, die es braucht für den Bau eines Dojos. Als Stadt werden wir einen zusätzlichen Zuschuss von 500.000 Euro aufbringen und hoffen, dass Bund und Land den Verein ebenfalls unterstützen, damit wir die sportliche Infrastruktur Offenbachs weiter ausbauen können.
Dieser Haushalt zeigt: Zukunft entsteht nicht durch Einzelentscheidungen, sondern durch gemeinsames Handeln. Infrastruktur fällt erst auf, wenn sie fehlt – und wir sorgen dafür, dass sie bleibt. Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft wirken zusammen, damit Offenbach Schritt für Schritt besser wird: resilienter gegen die Klimakrise, gerechter in Bildung und Kultur, lebenswerter im Alltag.
Die Stärke dieses Haushalts liegt darin, dass er viele Beiträge zu einem Ganzen verbindet. Genau darin liegt das Rezept für die Zukunft Offenbachs: Zusammenhalt, Klarheit und eine gemeinsame Anstrengung für langfristige Ziele.
Vielen Dank.
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