Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Heute wird das kommunale Wasserkonzept von uns zur Kenntnis genommen und der Magistrat damit beauftragt. In 2022 vereinbarte die Stadt Offenbach gemeinsam mit dem Zweckverband Wasserversorgung (ZWO) die Erstellung eines solchen „Kommunalen Wasserkonzeptes“ für das städtische Versorgungsgebiet. Und das war absolut richtig so, ganz wie unser heutige Auftrag an den Magistrat, die Maßnahmen, welche darin empfohlen werden, zu prüfen.
Denn unsere Wasserversorgung hier in Offenbach steht unter Druck; es ist nicht mehr so, dass Trinkwasser einfach so, d.h. in unbegrenzten Mengen und gewohnter Qualität, bereit gestellt werden kann. Spätestens seit dem Offenbach Trinkwasser auch aus dem Versorgungsnetz von Hessenwasser bezieht, sollte das zumindest was die Qualität angeht, jedem bewusst geworden sein. Wobei ich ganz ausdrücklich noch mal betonen möchte, dass dieses Wasser die Grenzwerte gemäß Trinkwasserverordnung natürlich einhält.
Ganz anders als bei der Qualität, sieht das mit dem Verständnis für das Problem mit der Menge aus. Ist das wirklich jedem klar, muss ich mich immer mal wieder fragen? Zum Beispiel an einem Tag wie heute.
Es ist kühl, es nieselt leicht. Immer wieder höre ich „heute ist es aber unangenehm kalt. Schrecklich. Es regnet schon wieder“, auch wenn es statistisch gesehen auch heute vermutlich sogar zu warm ist. So ist es eben mit der menschlichen Wahrnehmung des Wetters. Aber, und das ist wirklich relevant, Wetter ist nicht Klima. Das Jahr 2023 zum Beispiel war laut dem DWD das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und leider liegt genau dies statistisch im Trend. Die Temperaturanomalie zeigt seit Mitte der 80er Jahre kontinuierlich einen positiven Trend. Das heißt, es wird im Jahresmittel im Schnitt kontinuierlich wärmer. Damit wird mehr Wasser in der Atmosphäre gebunden und befindet sich somit nicht mehr an einer für uns verfügbaren Stelle im Wasserkreislauf, wie zum Beispiel im Grundwasser oder in Flüssen. Dies wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen.
Das kommunale Wasserkonzept kommt zu dem Ergebnis, dass die Trinkwasserversorgung bis Anfang der 2030er Jahre voraussichtlich sichergestellt werden kann. Danach wären Engpässe ab 2035 möglich, wenn die Bevölkerung im Versorgungsgebiet weiter zunimmt und es durch die extrem schnell voranschreitende Klimaveränderung zu Trockenjahren kommt.
Ich füge noch hinzu, dass es auch eine Rolle spielen kann, wenn zum Beispiel durch Gewerbebetriebe -so sehr wir uns auch weitere Ansiedelungen wünschen und auch gut brauchen können um die Gewerbesteuereinnahmen weiter zu erhöhen- hohe Trinkwassermengen benötigt werden.
Oder wenn es zu Verunreinigungen unserer Trinkwasserressourcen käme, welche nicht nur einem hohen kostenintensiven Aufbereitung bedürfen, sondern genau diese Aufbereitung auch erst mal gebaut und installiert werden müssten um unsere Trinkwasserbedarfe zu decken. Das kann schon mal Jahre dauern.
Im Einzugsgebiet der Brunnen der ZWO gibt es solche potentiellen Gefährdungen zum Beispiel durch den Nitrateintrag durch die Landwirtschaft, Schadstofffahnen von Gewerbestandorten und Infiltrationen aus Kläranlagenabläufen in unsere Grundwasserleiter.
Warum es im Übrigen nicht reichen wird, sich mit den Maßnahmen, welche im Wasserkonzept empfohlen werden, nur zu beschäftigen, sondern warum wirklich auch Taten folgen müssen, wie zum Beispiel:
– Wasser zu sparen und
– eine Betriebswassernutzung vorzuschreiben,
– Zisternen zu bauen um unser Grün und Sportanlagen zu bewässern
– die Niederschlagswassersatzung und das Schwammstadtkonzept wirklich konsequent anzuwenden
dem empfehle ich, sich zum Beispiel meine Rede vom 30.11.2023 noch mal durchzulesen.
Abschließend noch eine persönliche Bitte: Bitte, bitte, bitte!: Nehmen Sie das kommunale Wasserkonzept nicht einfach nur zur Kenntnis. Sondern setzen Sie sich dafür ein, dass wir in Offenbach Taten folgen lassen, um eine gute und nachhaltige Wasserversorgung der Menschen mit Trinkwasser sicher zu stellen, in dem möglichst viel Trinkwasser gespart und in gewerblichen Betrieben und kommunalen Gebäuden sowie für Bewässerungszwecke das Trinkwasser durch Betriebs- oder Brauchwasser ersetzt wird.
Dafür einen herzlichen Dank von mir!
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