Mit der Frage „Hat der Wald Zukunft?“ haben unsere Stadtverordnete vergangene Woche Mittwoch (26.11.) zum Austausch geladen und sind damit auf großes Interesse und ein sehr fachkundiges Publikum gestoßen. Neben Bürger:innen waren auch alle lokalen Verbände vertreten. Zum Gespräch mit unserer grünen Bürgermeisterin Sabine Groß und dem ersten Vorsitzenden des NABU Offenbach und Mühlheim Gerd Dettweiler stießen spontan noch der Forstamtsleiter Melvin Mika und der neue Revierförster für Offenbach Maximilian Kraus hinzu, moderiert vom unserem ehemaligen Stadtverordneten und mit dem Thema „Wald“ intensiv befassten Olaf Zimmermann.
Zu Beginn führte Bürgermeisterin Sabine Groß einmal im Schnelldurchlauf durch das neue Waldentwicklungskonzept für Offenbach und stellte die zentralen Maßnahmen darin vor. Unter anderem sieht das Konzept Flächen vor, auf denen der Wald sich selbst überlassen wird, aber auch Flächen, um mit Baumarten zu experimentieren.
Im Gespräch wurde deutlich, wie sehr allen Beteiligten der Wald am Herzen liegt, auch wenn dabei unterschiedliche Aspekte im Vordergrund stehen.
Da die Veranstaltung in Bieber stattfand, war auch die Bürgerinitiative Natürlich Bieber-Waldhof deutlich vertreten. Kritisch angesprochen wurde daher auch die Frage der Ökopunkte, die durch den Waldumbau und die ökologische Aufwertung des Waldes entstehen. Ökopunkte können zum Ausgleich von Baumaßnahmen genutzt werden bei Versiegelungen und ähnlichem mehr. Sabine Groß machte deutlich, dass die Gewinnung von Ökopunkten nicht das Ziel sei. „Wir wollen den Waldumbau, damit uns der Wald erhalten bleibt und seine wichtigen Klimafunktionen erhalten kann. Ökopunkte sind eine Möglichkeit, um den Umbau des Waldes zu finanzieren und politisch durchsetzen zu können“, sagte unsere Bürgermeisterin und Umweltdezernentin. Sabine hob auch hervor, dass die Bearbeitung des Themas Wald in das Umweltamt gehöre, um den Fokus auf die ökologischen Funktionen des Waldes zu legen – eine Aufgabe, die in der kommenden Legislatur anzugehen sein wird.
Gerd Dettweiler lenkte den Blick auf die Artenvielfalt und akzentuierte die Wichtigkeit der Eiche für den Wald. „Nur etwa ein Prozent der im Wald lebenden Organismen sind Bäume!“, betonte er. Viele Lebewesen seien auf die Eiche angewiesen. Die Vertreter der Forstverwaltung sprachen sich hingegen für eine breiter aufgestellte Mischung verschiedener Baumarten aus, um das Risiko zu minimieren, wenn die Eiche entfallen sollte. Zusätzlich werde die Artenvielfalt an den Waldrändern erhöht. Das Waldentwicklungskonzept sieht vor, dass insgesamt 65 Hektar Waldsaum schrittweise in gestufte Waldränder mit Krautsaum, Blühstreifen, Hecken und unterschiedlichen Baumarten umgebaut werden. Insbesondere der neue Revierförster Maximilian Kraus begrüßte diese Maßnahme ausdrücklich und plant bereits erste Schritte dafür ein.
Bei der Frage wie viele Wege es im Wald braucht, gingen die Meinungen deutlich auseinander. Während mancher im Publikum eine Reduzierung forderte, verwiesen die Förster auch auf die Notwendigkeit funktionsfähiger Wege zur Naherholung, aber auch für die Feuerwehr bei Waldbränden oder für Rettungseinsätze. Auch die Frage der Entwässerung im Wald wurde heiß diskutiert. Denn im Konzept ist zwar die Schließung einiger Entwässerungsgräben vorgesehen, jedoch soll ein großer Teil erhalten bleiben, um die Bäume, die auf dem entwässerten Gebiet gut gewachsen sind, zu erhalten.
Waldumbau und Pflege könnten aus Sicht des NABU-Vorsitzenden Dettweiler nur mit einem langfristigen Monitoring und gemeinsam gelingen, die Umweltverbände seien zur Mitarbeit bereit. Passend dazu kündigte der neue Revierförster Maximilian Kraus eine Bürgerpflanzaktion für den Herbst 2026 an und lud ein, sich daran zu beteiligen – eine Einladung, die bei den Anwesenden auf großen Widerhall stieß.
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