Positivbeispiel Offenbacher Rechenzentrum: Kosten und Nutzen fairer verteilt

Umweltstandards für Rechenzentren

Mit dem Rechenzentrum an der Kettelerstraße entsteht eines der leistungsstärksten Rechenzentren Deutschlands, das hohe Umweltstandards einhält. Genauso wichtig ist, dass ein Kriterienkatalog mit konkreten Vorgaben für die ökologische Ausgestaltung von Rechenzentren entwickelt wurde, der wegweisend ist für zukünftige Rechenzentren.


„Die Digitalisierung ist inzwischen eine Notwendigkeit, die jedoch sozial und ökologisch gestaltet werden muss. Daher begrüßen wir sehr die Planung für das neue Rechenzentrum an der Kettelerstraße, die wegweisend ist für die Einhaltung von nötigen Umweltstandards“, lobt die Stadtverordnete der Grünen Dr. Sabrina Engelmann die Vereinbarung zwischen der Stadt und dem Privatinvestor Cloud HQ.
In der Stadtverordnetenversammlung am 9. März ist der Vereinbarung zwischen Stadt und Rechenzentrumsbetreiber mehrheitlich zugestimmt und beschlossen worden, die gleichzeitig die Grundlage für einen späteren städtebaulichen Vertrag und den Bebauungsplan darstellt. Darin ist neben weiteren umweltschonenden Aspekten vorgesehen, dass die entstehende Abwärme ökologisch genutzt wird, indem sie der Fernwärmeversorgung der Stadt zur Verfügung gestellt wird. Die gesamte Stromversorgung wird zur Gänze aus erneuerbaren Energien stammen. Unterstützt wird sie von Photovoltaikanlagen auf dem Gebäude. Zudem wird mit Blick auf immer knapper werdende Wasserressourcen ein geschlossenes Kühlsystem installiert.

„Entscheidend bei dieser Planung ist, dass eines der leistungsstärksten Rechenzentren Deutschlands entsteht, das hohe Umweltstandards einhält. Mindestens genauso wichtig ist, dass in dem Erarbeitungsprozess der Vereinbarung ein Kriterienkatalog mit konkreten Vorgaben für die ökologische Ausgestaltung von Rechenzentren entstanden ist, den wir als Stadt zukünftig bei weiteren Rechenzentren anwenden können. Dies ist eine zentrale Forderung von uns Grünen, die wir auch schon in dem letztjährigen Stadtverordnetenbeschluss „Rechenzentren in Offenbach und deren Zukunftsperspektive“ anvisiert haben, betont Engelmann.

„Da das Baurecht noch über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan geschaffen werden muss, waren intensive Gespräche zwischen Stadt und Investor möglich. Beide Seiten haben dies für eine fruchtbare Zusammenarbeit genutzt. So konnte die Stadt im Ergebnis dieses Aushandlungsprozesses umfangreiche Maßnahmen des Umwelt- und Klimaschutzes durchsetzen,“ fährt die Grünen Stadtverordnete in ihrer Erläuterung fort. „Hier macht also die Politik den Unterschied, die sich für das Allgemeinwohl einsetzen kann – im Gegensatz zu Rechenzentren, bei denen die Bauträger schon über ein bestehendes Baurecht verfügen.“ Sie unterstreicht dabei auch die wichtige Bedeutung der Einbindung von zivilgesellschaftlichen Gruppen, wie der Lokalen Agenda 21 und dem BUND, die mit ihrer großen Expertise zur Planung beigetragen haben.

Hessen – und hier insbesondere das Rhein-Main Gebiet mit dem Internetknotenpunkt DE-CIX – ist Standort von 50% aller Groß-Rechenzentren in Deutschland und die am schnellsten wachsende Rechenzentrumsregion in Europa mit einer Investitionssumme von 1 Milliarde Euro im vergangenen Jahr. Und Offenbach liegt mittendrin.

„Der Markt für Rechenzentren boomt. Bei den meisten bisherigen konventionellen Rechenzentren wurden die Gewinne privatisiert und die Kosten auf die Allgemeinheit umgelegt. Diese Rechenzentren geben nämlich ihren riesigen Energieverbrauch aus nicht regenerierbaren Quellen in Form von ungenützter Abwärme an die Umwelt ab, die durch den Klimawandel sowieso schon überhitzt. Die vorliegende Vereinbarung zeigt wie der Ausbau der notwendigen digitalen Infrastruktur gelingen kann, bei einem Minimum an negativer Auswirkung für die Umwelt. Sie ist damit ein Positivbeispiel auch für die Entwicklung von politischen Leitplanken auf Landes- und Bundesebene, die wir Grünen vorantreiben. Der Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung sieht vor, dass ab 2027 neue Rechenzentren klimaneutral betrieben werden müssen. Offenbach weist hier den Weg, wie dies in der Praxis gelingen kann“, schließt Engelmann.

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.