Rede unserer Stadtverordneten Sabine Leithäuser zum CDU-Antrag: „Intermodales Verkehrskonzept für Offenbach erstellen“

Sabine Leithäuser

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleginne und Kollegen,

Ziel ihres Antrags sind folgende Punkte: Mehr Verkehr für den ÖPNV, Entlastung der Innenstädte, Elektromobilität fördern und höherer Nahverkehrstakt. Da wir diese Ziele teilen, haben wir den Antrag wohlwollend zur Kenntnis genommen – ihr Kernanliegen aber ist die Bereitstellung weiterer P&R-Plätze.
Ja, P+R-Systeme leisten einen Beitrag zur Entlastung der Städte. Den größten Effekt erzielt man, wenn sie mit dem schienengebunden ÖPNV verknüpft sind, aber meistens befinden sich P+R-Anlagen an der Peripherie der Städte.

Dagegen ist eine Bereitstellung von P&R-Plätzen in der Großstadt knifflig:
Flächen in der Stadt sind naturgemäß rar und teuer, die Bürger aber gehen davon aus, dass diese Plätze kostenfrei zur Verfügung stehen. Hinzu kommt eine hohe Flächenkonkurrenz durch verdichteten Wohnungsbau, Entsiegelung, und durch die für das Klima notwendige Begrünung innerstädtischer Flächen. Und last but not least reduziert auch das bereits relativ dichte ÖPNV-Netz – auch in den Randbereichen – die Bedeutung von P&R-Anlagen.

Das hält uns aber nicht davon ab, jede nur denkbare Möglichkeit, die den Verkehr entlastet, zu betrachten. Zur Erinnerung: Die Deutsche Umwelthilfe drohte mit der Klage eines Dieselfahrverbots. Daraufhin hat die Stadt händeringend sämtliche Maßnahmen überprüft, die das Verkehrsaufkommen verringern könnten. Dabei wurde auch die Einrichtung weiterer P+R-Plätze untersucht, und diese Untersuchung ist noch heute gültig.

In Offenbach gibt es zwei P+R-Anlagen:

Die Prüfung einer Ausweitung von P+R-Anlagen ergab Folgendes:

. Entlang der S-Bahn konnten keine weiteren Standorte ermittelt werden.

. An der Station Offenbach-Ost wird mit der Entwicklung des Quartiers 4.0 (ehemaligen Güterbahnhof) ein öffentliches Parkhaus errichtet, welches auch als P+R-Anlage fungieren kann.

. In Innenstadtlage (Station Marktplatz und Ledermuseum) ist die Einrichtung einer P+R-Anlage nicht zielführend, unabhängig davon, dass Flächen hierfür nicht verfügbar wären.

. Das Kaiserleigebiet ist aufgrund der Tarifgrenze des RMV-Gebiets ungeeignet, eine Bereitstellung von kostenfreien Stellplätzen würde mehr Verkehr ins Offenbacher Stadtgebiet ziehen, die ihr Ziel nicht in Offenbach selbst haben. Aus verkehrsplanerischer Sicht sollten deshalb keine Flächen im Kaiserlei-Gebiet bereitgestellt werden.

P+R-Anlagen könnten auch entlang der Einfallstraßen in Kombination mit einem leistungsfähigen Busangebot kombiniert werden. Eine vertiefende Prüfung zuvor identifizierter Flächenpotentiale kam hier zu folgendem Ergebnis:

. Nasses Dreieck – keine Weiterverfolgung als P+R-Anlage, aufgrund bestehender Verträge und Bewirtschaftung durch die SOH.

. Ehemalige Buswendeschleife Sprendlinger Landstraße/ THW – keine Weiterverfolgung, da kein adäquates Busangebot vorhanden ist und eine Ausweitung dessen nicht realistisch scheint.

. VIP Spange (am Stadion) – keine Weiterverfolgung infolge der unattraktiven Entfernung zwischen P+R-Anlage und Bushaltestelle (rund 350 m), mittlerweile ohnehin durch die Planung zur B448 überholt.

Es bleibt also festzustellen: Die angefragte Untersuchung ist bereits erfolgt und noch immer maßgeblich gültig. Für die Einrichtung weiterer P+R-Plätze sind keine verwertbaren Flächen vorhanden.

Demnach sind die Inhalte des Antrags bereits weitestgehend überprüft worden. Eine Einrichtung von P+R-Anlagen im Offenbacher Stadtgebiet wird unter den gegebenen Randbedingungen nicht zu den gewünschten Effekten führen und ist somit weder wirtschaftlich noch sinnstiftend.

Ergänzend sei auf die beiden nachfolgenden Maßnahmen des VEP 2035 verwiesen, mit denen einige der geforderten Punkte umgesetzt werden:

  1. G4 Erstellung eines gesamtstädtischen Parkraummanagementkonzepts (unter Einbeziehung der Thematik E-Mobil-Ladeinfrastruktur).
    Und wir werden stadtweit dabei die E-Mobil-Ladeinfrastruktur mitdenken und umsetzen.

2. G6 Ausweitung des bestehenden Parkleitsystems
So wie Sie es für P+R Anlagen vorschlagen, ist eine Ausweitung des bestehenden Parkleitsystems im VEP geplant.

Aktuell sind zwei Mobilitätsstationen geplant – eine im Quartier 4.0 und eine auf dem InnoCampus. Über die Verbindung von ÖPNV und MIV hinaus wird dort auch die Möglichkeit zum Laden von E-Fahrzeugen sowie von Sharing-Angeboten (ggf. auch Räder und Scooter) erwogen.

Die Zukunft gehört dem multimodalen Verkehr!
Das heißt z.B: Man kommt zu Fuß, per Rad oder auch Auto zur Haltestelle, fährt öffentlich weiter und leiht bei Bedarf am Zielort auf den letzten Meter einen Scooter, ein Rad, oder Pkw. Auch das autonome Fahren wird hier in Zukunft eine Rolle spielen. Das Ganze funktioniert im digitalen Zeitalter einfach und sicher über eine Mobilitätsapp – zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Jetzt zu ihrem Antragspunkt Taktung im ÖPNV: Das sollten wir im Rahmen des NVP behandeln, der bereits in seiner Endstufe bearbeitet wird. (Wir sind schon sehr gespannt, was die Einführung des 49 € Tickets – auch eine Maßnahme zur Reduzierung des MIV – hier bewirkt!)


Obwohl wir Ihren Antrag heute ablehnen: Lassen Sie uns gemeinsam Eintreten für eine Stadt, in der alle Verkehrsteilnehmer gut und sicher unterwegs sind.
Für eine Stadt, bei der Gehen, Radfahren und ÖPNV eine echte Alternative zum PKW sind!

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