Rede unserer Co-Fraktionsvorsitzenden Dr. Sabrina Engelmann zum Antrag „Einrichtung von Radschutzstreifen auf der Frankfurter Straße“ Fraktionsvorsitzende Dr. Sabrina Engelmann Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich. Ich freue mich wirklich, dass wir jetzt endlich den lange ersehnten Lückenschluss für den Radverkehr auf der Frankfurter Straße durch die Einrichtung eines Radschutzstreifens erreichen können. Die Frankfurter Straße ist eine wichtige Verkehrsachse dieser Stadt. Doch durch die dort noch liegenden Straßenbahngleise (und das dazugehörige Gleisbett) stellt dieser Abschnitt aktuell eine Gefahrenquelle für den Radverkehr dar, die schon zu diversen Unfällen und Verletzungen geführt hat. Bisher befährt man an dieser Stelle auf dem Rad den schmalen Grat zwischen Gleisbett und Dooring Zone. Dooring Zone ist für die, die es nicht wissen, der Fachbegriff, mit dem man den Bereich bezeichnet, in dem man auf dem Rad von einer sich plötzlich öffnenden Tür eines geparkten Autos voll erwischt wird. Auf dem schmalen Grat zwischen Gleisbett und Dooring Zone also ist die umweltfreundlichste Art der Fortbewegung – vom Zufußgehen einmal abgesehen – auch die gefährlichste an dieser Stelle. Ein Unding! Durch diesen Beschluss wird Radfahren hier also deutlich sicherer. Endlich. Außerdem schließt der Radweg an dieser Stelle eine Lücke im Radnetz zwischen Ludwigstraße und der Stadtgrenze. Es wird von nun an möglich sein, zwischen der Kreuzung Dreieichring/August-Bebel-Ring bis zur Fußgängerzone durchgehend auf Schutzstreifen mit dem Rad unterwegs sein. Dies bedeutet eine enorme Verbesserung für die Sicherheit und macht den Radverkehr in der Innenstadt deutlich attraktiver. Diese Verbesserung wurde von vielen Akteuren befürwortet. So forderte der Deutsche Wetterdienst, der genau auf dieser Strecke liegt, schon viel zu lange, dass die Sicherheit seiner Mitarbeitenden, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, verbessert wird. Aber auch der Radentscheid hat den Radschutzstreifen auf der Frankfurter Straße als eine der Sofortmaßnahmen im Rahmen der Einigung mit der Stadt eingebracht. Last but not least war auch uns Grünen der Schluss der Radweglücke und die damit einhergehende Verbesserung der Verkehrssicherheit schon lange ein wichtiges Anliegen. Für die wegfallenden Parkplätze auf der Frankfurter Straße selbst wurde meiner Meinung nach ein sehr guter Kompromiss gefunden. Die Mitarbeitenden der verschiedenen Arbeitgeber:innen auf der Frankfurter Straße können nun in den angrenzenden Straßen tagsüber in Bereichen parken, die bisher den Anwohnenden vorbehalten waren. Die Kosten für das Parken dort sind dabei niedriger als die in einer üblichen Parkzone. Es bleibt so für Menschen, die mit dem Auto pendeln, also weiterhin möglich das zu tun und das Auto in der Nähe der Arbeitsstelle zu parken. Die Umgestaltung der Frankfurter Straße ist somit ein weiterer Schritt hin zur Gleichberechtigung der Verkehrsmittel. In Zukunft werden sowohl der KFZ-Verkehr und der ÖPNV als auch der Radverkehr genügend Platz zur Fortbewegung haben. In der Diskussion um diese Maßnahme wurde immer wieder öffentlich geäußert, dass Radfahrende doch alternative Strecken statt der Frankfurter Straße fahren sollten. So wurde auch gelegentlich die Geleitsstraße als mögliche Ausweichroute ins Feld geführt. Diese Option bedeutet aber je nach Ziel einen bedeutenden Umweg – und den mutet man dann ausgerechnet dem Verkehrsmittel zu, das sich nur mit eigener Muskelkraft fortbewegt. Das ist schon einigermaßen absurd. Aber noch eines wird in der Debatte gerne ausgeblendet: Radfahrende sind keine Menschen, die durch die Frankfurter Straße fahren wollen, einfach um dort um des Radfahrens willens unterwegs zu sein. Nein, Radfahrende sind ebenfalls Mitarbeitende der Unternehmen auf der Frankfurter Straße, sie sind Kund:innen, Patient:innen und Klient:innen der Geschäfte, Büros und Einrichtungen an der Frankfurter Straße, sie bringen ihre Kinder zum Kindergarten auf der Frankfurter Straße, sie gehen auf der Frankfurter Straße essen oder sie wohnen gar auf der Frankfurter Straße. Für sie alle ist es nun sicherer geworden, ihre Ziele auf dem Rad zu erreichen. Das ist ein echter Erfolg. Die Mobilitätswende geht damit in Offenbach einen weiteren kleinen Schritt voran, der notwendig ist. Denn auch hier ist klar: Es ist ein großer Denkfehler, dass alles bleibt, wie es ist, wenn wir nichts ändern. Im Gegenteil: Mit solchen Maßnahmen sorgen wir dafür, dass die Menschen auch mit ihrem Auto weiterhin durch die Stadt fahren können, statt eines Tages nur noch im Stau zu stehen. Mit dem Beschluss zum Radweg in der Frankfurter Straße und der neuen Parkgebührenordnung als zwei Stellschrauben unter vielen, die alle ineinandergreifen – zeigen wir, dass wir aktiv daran arbeiten, Lösungen hervorbringen, und zwar zum Wohle der gesamten Stadtbevölkerung. Mein Dank geht dabei insbesondere an die Fachleute aus dem Mobilitätsamt und unsere Verkehrsdezernentin Sabine Groß sowie an alle interessierten Akteur:innen der Stadtgesellschaft: von den Bürger:innen des Radentscheids, über ansässige Betriebe und Anwohnende bis zur IHK. Alle haben konstruktiv zusammengearbeitet, ohne sie wäre der Kompromiss nicht tragfähig und möglich gewesen. Ich bin zuversichtlich, dass die gefundene Lösung den Autofahrenden keine unzumutbaren Hemmnisse bereiten und zugleich den Radfahrenden mehr Sicherheit gewähren wird. Ich freue mich auch persönlich darauf, etwas entspannter Radfahren zu können, wenn mich mein Weg wieder auf die Frankfurter Straße führt. Wir werden aus den genannten Gründen dem Antrag gerne zustimmen und hoffen, dass viele von Ihnen es uns gleichtun. Vielen Dank!