Rede unseres Fraktionsmitglieds Henning Kühl zum Antrag „Fernbahntunnel Frankfurt – Anbindung Offenbachs“ 6. Dezember 20246. Dezember 2024 Fraktionsmitglied Henning Kühl Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren, der Ausbau des Knotens Frankfurt mit dem Fernbahntunnel ist aus der Sicht der Grünen eine Chance für Offenbach. Durch die Kapazitätserweiterung am Frankfurter Hauptbahnhof entstehen auch endlich zusätzliche Möglichkeiten im Regionalnahverkehr des Rhein-Main Gebietes. Aktuell stößt der regionale Nahverkehr in Offenbach bereits an seine Grenzen. Zu den Hauptfahrzeiten sind die S-Bahnen völlig überfüllt. Am Hauptbahnhof gibt es große zeitliche Lücken im Fahrplan zwischen den Regionalverbindungen in Richtung Hauptbahnhof Frankfurt, die auch sehr stark nachgefragt sind. Ziel sollte eine gleichmäßige Taktanbindung an die Region beim Regionalverkehr sein. Hier unterstützen wir den Magistrat bei seinen Bemühungen, das Angebot für die Menschen in Offenbach zu verbessern, um zum Beispiel schnell und zuverlässig zur Arbeit zu gelangen. Die beiden in Aussicht genannten Verbindungen neuen HeX5 und HeX9 sind eine große Chance. Sie kommen aus Richtung Fulda bzw. Aschaffenburg, um dann von Offenbach über den Fernbahntunnel nach Frankfurt Hauptbahnhof und Flughafen zu fahren. Über Wallau geht es dann ziemlich direkt nach Wiesbaden. Hierfür gilt es zu kämpfen. Daher hat auch Offenbach Interesse, dass der Ausbau der Wallauer Spange sowie die Ausbaustrecke Aschaffenburg – Hanau und die Neubaustrecke Gelnhausen – Fulda bald gebaut werden, damit diese Regionalstrecken kommen können und die Offenbacher:innen entsprechend davon profitieren können. Auch ein gemeinsames Vorgehen mit Mühlheim zum Ausbau der Zweigleisigkeit auf der südmainischen Strecke ist wichtig. Nicht nur nordmainisch, auch auf südmainischer Seite sollten die Kapazitäten wachsen, und den Anwohner:innen häufigere Verbindungen mit mehr Haltestellen ermöglichen. Wir sehen es als notwendig an, dass die aktuell bestehenden S-Bahn- Verbindungen in Anzahl, Frequenz und Zielen erhalten bleiben. Hier gibt es keine unnötigen Fahrten. Änderungen im Fahrplan, wie sie jetzt anlässlich zur neuen S6 umgesetzt werden, wo die Linienführungen im S-Bahnnetz geändert werden, dürfen nicht zulasten von Offenbach gehen. Es ist sehr erfreulich, dass die Vorbereitungen für die Regionaltangente Süd endlich beginnen werden. Hoffentlich können die Planungen und Entscheidungen über die Strecke bald starten. Ich bin sehr gespannt auf die Machbarkeitsstudie und die Vorschläge für die Streckenführung dieser Regionaltangente. Diese Verbindung könnte ein großer Gewinn für Offenbach sein. Viele zusätzliche Orte könnten mit der Stadt Offenbach über den Hauptbahnhof und Offenbach Ost besser verbunden sein. Der Zug für die Regionaltangente Ost ist hoffentlich noch nicht abgefahren. Der RMV schnürt das Paket hoffentlich wieder auf. Eine Verbesserung der Anbindung Offenbachs an den Frankfurter Osten würden wir sehr begrüßen. Auch unabhängig vom Fernbahntunnelprojekt ist uns wichtig, dass der Hauptbahnhof Offenbach sich in einem guten Zustand befindet. Es bleibt für uns natürlich ein sehr wichtiges Ziel, dass der Hauptbahnhof endlich barrierefrei umgebaut wird. Leider wurde in den letzten Jahrzehnten die Schieneninfrastruktur in Deutschland vernachlässigt. Daher gibt es nun einen massiven Sanierungsstau und große Probleme in der Zuverlässigkeit beim Regional- und Nahverkehr. Ohne das Projekt RheinMainPlus mit dem Bau des Fernbahntunnel würde sich an diesen Problemen in Frankfurt nichts ändern. Wichtig ist, dass durch den Ausbau des Knotens auch überfällige Sanierungen in Angriff genommen werden. Im Frankfurter Süden werden zum Beispiel nun die wichtigen Eisenbahnbrücken saniert, teilweise sogar ersetzt, weil der aktuelle Zustand so schlecht ist. Das Bahnnetz in der Region ist stark an seine Grenzen gekommen, weil es in den letzten Jahren nicht mit den Fahrgastzahlen mitgewachsen ist. Die Ausbaupläne für den Fernbahntunnel berücksichtigen nun nicht nur dieses Wachstum, sondern auch das zukünftige Wachstum im Schienenpersonenfernverkehr, das laut Bundesverkehrsministerium in den nächsten Jahrzehnten bei gleichen Prioritäten in der Bundesverkehrspolitik kommen soll. Von diesen Ausbaumaßnahmen kann auch der Nahverkehr in Offenbach profitieren. Dafür sollte die Stadt Offenbach sich einsetzen, denn in Frankfurt wird es keinen Platz für zusätzlichen fahrenden oder ruhenden Kfz-Verkehr geben. Es könnte die Chance geben, zusätzliche Kapazitäten über die S-Bahn oder den Regionalverkehr über den Hauptbahnhof zu schaffen, damit noch wesentlich mehr Menschen schnell und umweltfreundlich in Richtung Frankfurt fahren können. Da passiert nicht von allein. Deshalb muss Offenbach sich in den Prozess einmischen, um seine Interessen wahren und die Chancen nutzen zu können. Offenbach muss gut in der Region erreichbar sein, daher muss die Stadt sich für den Bahnverkehr einsetzen und ihn wichtig nehmen. Dies bedeutet zum einen, sich für die Ausbaumaßnahmen stark zu machen, die neue Verbindungen über Offenbach ermöglichen. Und zum anderen muss sie Druck auf die Landesregierung ausüben, damit diese die zusätzlichen Verbindungen finanziell unterstützt. Nur wenn der RMV entsprechend mehr Geld erhält, kann er zusätzliche Kapazitäten im Regionalverkehr überhaupt anbieten. Im Moment weigert sich die Landesregierung, die Mittel der Verkehrsverbünde in Hessen im Landeshaushalt überhaupt an die gestiegenen Kosten und die kommenden Investitionsbedarfe anzupassen. So drohen mittelfristig sogar Kürzungen und ein insgesamt unattraktiver Schienenverkehr in Hessen. Die Stadt Offenbach muss sich beim Land dafür einsetzen, dass es sich klar zum ÖPNV und seinem Ausbau bekennt und ihm eine hohe Priorität einräumt. Nur dann können wir mittelfristig die Chancen aus dem Fernbahntunnelprojekt für uns adäquat nutzen. Wir werden der Vorlage natürlich zustimmen, und wünschen unseren Vertretern und Vertreterinnen in den Gesprächen mit dem Land, dem RMV und der Bahn viel Erfolg für Offenbach.