Grüne freuen sich über die Sicherung einer zukunftsweisenden Entwicklung des KWU-Geländes
„Eine lange Geschichte findet endlich ihr gutes Ende“, freuen sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen Dr. Sabrina Engelmann und Tobias Dondelinger über den Abschluss der Absichtserklärung zwischen der Stadt mit der Frankfurter ABG Wohnungsbaugesellschaft zur Entwicklung des ehemaligen KWU-Geländes. An der Stelle der hässlichen Betongerippe in prominenter Lage wird ein zukunftweisendes Wohnviertel entstehen. Damit erhält die Stadt ein würdiges Entrée und die Position Offenbachs als Wirtschafts- und Wohnstandort in der Rhein-Main-Region wird gestärkt.
„Für uns Grüne war klar, dass wir nicht einfach eine wahnsinnig überbaute, seelenlose Single-Appartement-Wüste entstehen lassen wollten, mit maximaler Rendite für den Investor bei gleichzeitiger Abwälzung der Kosten für die soziale Infrastruktur auf die Allgemeinheit“, hält Sabrina Engemann fest. „Daher war für unsere Unterstützung wichtig, dass ein gut durchmischtes Quartier entstehen soll, in dem man gerne leben möchte – sowohl mit Blick auf die bauliche und wohnökologische Qualität, als auch das soziale Umfeld.“
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen hebt folgende Punkte des zukünftigen Bauprojektes hervor, mit dem dieses Ziel gesichert werden:
· Klimaangepasstes Bauen: Bei der Umsetzung des Bauvorhabens wird das Offenbacher Schwammstadtkonzept durchgehend angewandt, sowohl bei der Planung als auch der Ausführung. Dach- und Fassadenbegrünung, begrünte Innenhöfe und Quartiersmitte, nachhaltige Wasserwirtschaft mit Rückhalteräumen bei Starkregenereignissen und einer Zisterne werden für eine gute Wohnökologie sorgen, die den Auswirkungen des Klimawandels entgegentritt.
· Zukunftsweisendes Energiekonzept: Kein Einsatz fossiler Energieträger oder Holz für das gesamte Areal. Dafür aber der Einsatz von Photovoltaik und Geothermie. Das spart schädliches CO₂ und auch bares Geld.
· Sozialer Wohnungsbau mit Verantwortung: Mindestens 10 % der netto Mietfläche ist für sozial gefördertes Wohnen reserviert. Zusätzlich werden mindestens 354 Wohneinheiten für öffentlich geförderte Studentenwohnplätzen gebaut. Für uns Grüne ist besonders wichtig, dass davon bis zu einem Viertel auch Auszubildenden angeboten werden.
· Soziale Durchmischung: Durch den Mix der Wohnungszuschnitte bei den sozial geförderten Wohnungen und das Wohnen für Studenten und Azubis, haben wir uns dafür eingesetzt, dass ein lebendiges und inklusives Viertel entstehen kann.
· Soziale Infrastruktur sicherstellen: Schon seit Jahren setzen wir Grünen uns dafür ein bei großen Wohnbauprojekten die zugehörige soziale Infrastruktur mitzudenken und nicht deren Kosten alleine auf die Schultern der Kommune abzuladen. Die ABG wird eine ausreichend große Kindertagesstätte bauen und der Stadt für einen Zeitraum von 25 Jahren ohne Miete zur Verfügung stellen. Außerdem werden auch noch Räumlichkeiten für ein Quartiersbüro im Rahmen des Bauvorhabens realisiert, die für ein Quartiersmanagement von der Stadt gemietet werden können.
„Ein Wermutstropfen bleibt: Der Wunsch nach einer höheren Quote sozial geförderter Wohnungen. Allerdings war dies angesichts der Marktlage im Wohnungsbau finanziell nicht abbildbar. Dafür ist der Mix der Wohnungszuschnitte bei den Sozialwohnungen sehr gut. Mehr als die Hälfte wird als 4- und 5-Zimmer-Wohnungen gebaut, in denen auch Familien mit Kindern ein gutes Zuhause finden können“, so Sabrina Engelmann.
Tobias Dondelinger ergänzt: „Die Idee aus dieser Brache ein Wohnviertel mit Studierendenwohnungen zu machen haben wir Grünen von Anfang an mit aller Kraft unterstützt. Besonders glücklich sind wir, dass es gelungen ist diese Wohnungen auch für Auszubildende zu öffnen. Mit der ABG konnte nach vielen Irrungen und Wirrungen ein verlässlicher Partner gefunden werden, mit dem eine gute Umsetzung dieses großen Bauprojekts für Offenbach möglich ist. Dass es in dieser Qualität in diesen schlechten Zeiten für die Baubranche möglich wurde, ist auch dem gemeinsamen Einsatz aller Offenbacher Akteure zu danken: Angefangen vom Oberbürgermeister Felix Schwenke, der Bürgermeisterin Sabine Groß, dem Magistrat, der Ampelkoalition, der Opposition und last but not least, der unerschöpflichen Arbeit der Menschen in der Fachverwaltung.“
Abschließend fassen die Fraktionsvorsitzende Engelmann und Dondelinger zusammen: „Wo ehemals Atomkraftwerke geplant wurden, wird ein grüner, klimaangepasster und energieeffizienter Wohnort von Menschen mit ganz unterschiedlichen sozialen Hintergründen entstehen. Was kann man sich als Grüne mehr für Offenbach wünschen!“
Rede unserer Fraktionsvorsitzenden Dr. Sabrina Engelmann zum Abschluss der Absichtserklärung zwischen der ABG und der Stadt Offenbach
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Kolleg:innen,
seit etwa 10 Jahren wohne ich jetzt hier in Offenbach und von Anfang an gehörten die Betongerippe am Kaiserlei für mich dazu. Auch wenn ich es schon immer ganz hübsch fand, wenn morgens die Sonne durch die leeren Geschosse schien, war und ist eine solche dauerhafte Riesenbaustelle natürlich kein Zustand und kein angemessenes Entrée für die Stadt. Umso mehr freue ich mich, dass wir jetzt gemeinsam mit der ABG Frankfurt die ersten Schritte gehen, um diesen Unort wieder mit Leben zu füllen.
Das dort neu entstehende Kaiserviertel ist ein Meilenstein für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Mit insgesamt 1.179 Mietwohnungen, davon 354 Plätze für Studierende und 10 % öffentlich geförderte Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen, entsteht ein Quartier, das soziale Vielfalt ermöglicht. Diese Mischung ist entscheidend: Sie sorgt dafür, dass Offenbach nicht in exklusive und exkludierende Räume zerfällt, sondern dass Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Einkommen und Lebensentwürfen hier zusammenfinden. Genau das macht eine lebendige Stadt aus.
Und ich muss klar sagen, ja, auch wir Grüne hätten uns mehr geförderten Wohnraum gewünscht. Doch wir müssen die aktuellen Realitäten anerkennen. Ich bin froh, dass wir dies hier alle gemeinsam tun, insbesondere freue ich mich, dass auch die Kolleg:innen von der Linken diesem Antrag zustimmen können. Wir alle sind uns bewusst, dass wir eine Chance vor uns haben, die wir jetzt ergreifen sollten. Es ist ein Kompromiss, der allen etwas weh tut – und gerade deshalb ein gemeinsamer Erfolg.
Damit das Kaiserviertel als Wohnstandort wirklich funktioniert, braucht es eine verlässliche soziale Infrastruktur. Dazu gehören Kitas ebenso wie Räume für Begegnung, Kultur und Nachbarschaft. Auch die Nahversorgung muss gesichert sein, damit die Menschen im Viertel ihren Alltag ohne lange Wege gestalten können. Wir haben von Anfang an ein Augenmerk darauf gehabt, dass diese Aspekte im Konzept berücksichtigt werden. Denn nur wenn Wohnen, Arbeiten, Mobilität und soziale Infrastruktur zusammengedacht werden, entsteht ein Quartier, das dauerhaft lebenswert ist.
Wir Grüne begrüßen ausdrücklich, dass das Projekt auch ökologische Verantwortung übernimmt. Klimafreundliches Bauen, energieeffiziente Standards, Grünflächen und Freiräume, die das Mikroklima verbessern – all das sind Bausteine für eine Stadt, die den Herausforderungen des Klimawandels nicht nur begegnet. Ein zentraler Bestandteil ist dabei das Energiekonzept: Es setzt auf erneuerbare Quellen, eine effiziente Wärme- und Stromversorgung sowie moderne Gebäudetechnik. Damit wird nicht nur der Energieverbrauch gesenkt und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert – es bedeutet auch geringere Nebenkosten und mehr Wohnkomfort für die Menschen, die hier leben werden. Das Kaiserviertel kann so ein Modell dafür sein, wie wir in Offenbach künftig bauen: ressourcenschonend, nachhaltig und zukunftsfähig. Natürlich wäre es aus ökologischer Sicht wünschenswert gewesen, die graue Energie der bestehenden Strukturen zu nutzen. Doch nach Jahrzehnten der Belastung durch Wind und Wetter war das mit dieser Substanz leider nicht mehr möglich.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Mobilität. Wir wollen ein Viertel, das nicht vom Auto dominiert wird, sondern von Menschen. Mit einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und fußläufigen Verbindungen schaffen wir ein Quartier, das moderne Mobilität lebt. Weniger Abhängigkeit vom Auto bedeutet mehr Lebensqualität, weniger Lärm, weniger Abgase – und mehr Raum für Begegnung. Gleichzeitig muss das Quartier so geplant sein, dass der unvermeidbare Autoverkehr geordnet abgewickelt werden kann. Dazu gehört auch, genügend Stellplätze vorzusehen, damit Fahrzeuge nicht überall im gesamten Quartier abgestellt werden.
Auch die wirtschaftliche Dimension darf nicht unterschätzt werden. Das Kaiserviertel stärkt Offenbach als Wohn- und Arbeitsstandort und macht eine lange ungenutzte Fläche wieder lebendig. Mit neuen Gewerbeflächen entstehen Arbeitsplätze, die lokale Wirtschaft erhält Impulse, und die Mischung aus Wohnen und Arbeiten sorgt für ein lebendiges Quartier.
Besonders erfreulich ist, dass dieses Projekt nicht nur von der Koalition getragen wird, sondern auch die Linke und die CDU es unterstützen. Das zeigt, dass wir hier gemeinsam an einem Strang ziehen – für die Zukunft unserer Stadt.
Das Kaiserviertel ist eine große Chance für Offenbach. Es zeigt, dass Stadtentwicklung sozial, ökologisch und wirtschaftlich zugleich sein kann. Und es zeigt, dass wir eine Vision haben: ein gutes Leben am Kaiserlei – für Studierende, für Familien, für Menschen mit verschiedenen Einkommen, für alle, die dort wohnen und arbeiten werden.
Daher freue ich mich über die breite Zustimmung zu diesem Vorhaben und zur Vorlage.
Vielen Dank.
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