Offenbacher Grüne wollen Nutzen und Kosten beim Rechenzentren-Boom fair verteilen

„Die Zukunft gestalten, bedeutet auch die Digitalisierung der Gesellschaft voranzubringen. Der Ausbau der dafür notwendigen Infrastruktur muss aber sozial und ökologisch gestaltet werden“, erläutert die Grünen Stadtverordnete Dr. Sabrina Engelmann den Hintergrund für den gestern gefassten Stadtverordnetenbeschluss „Rechenzentren in Offenbach und deren Zukunftsperspektive“.

Damit soll eine grundlegende Bestandserfassung von Rechenzentren in Offenbach erstellt werden. Sie beinhaltet sowohl die in Betrieb stehenden und die geplanten Rechenzentren, als auch mögliche Potentiale für deren Nachnutzung.

„Ein zentraler Punkt grüner Digitalisierungspolitik ist die Entwicklung des ‚Internets für alle‘. Das bedeutet natürlich auch Investitionen in die digitale Infrastruktur, deren Rückgrat die Rechenzentren darstellen. Diese müssen aber sozial und ökologisch verträglich gestalten werden“, unterstreicht Dr. Engelmann.

Mit dem größten Internetknotenpunkt der Welt „DE-CIX“ liegt Offenbach im digitalen Epizentrum Deutschlands. Unter den Betreibern von Rechenzentren herrscht derzeit eine regelrechte Goldgräberstimmung. Sie drängen in das Rhein-Main Gebiet, so nahe wie möglich an den Knotenpunkt. So werden jährlich dafür ca. 400 Mio. € im Rhein-Main Gebiet investiert. Dieser Boom geschieht derzeit noch ohne eine ausreichende Steuerung seitens der Politik, obwohl der Ausbau von Rechenzentren auch viele Herausforderungen mit sich bringt.

„Wir müssen verhindern, dass beim Rechenzentren-Boom nicht wieder mal Gewinne privatisiert und Kosten auf die Allgemeinheit umgelegt werden“, mahnt die Grünen-Politikerin.

Rechenzentren haben einen enormen Stromverbrauch. Für deren Betrieb hat sich im Rhein-Main-Gebiet der Energiebedarf von 200 Megawatt im Jahr 2016 auf 400 Megawatt im Jahr 2019 verdoppelt. Für das Jahr 2023 wird sogar eine Verdreifachung auf 800 Megawatt geschätzt. Dies stellt eine enorme Herausforderung an die kommunale Strominfrastruktur dar. Gleichzeitig setzen Rechenzentren einen erheblichen Teil dieses Energieverbrauchs in Form von Abwärme um. Gerade in Zeiten des Klimawandels mit der Zunahme an innerstädtischer Überhitzung ein echtes Problem. Wie auch die zusätzliche Luft- und Lärmverschmutzung durch den Alltagsbetrieb und den monatlich notwendigen Testbestrieb der zahlreichen Notstromaggregate. Zudem ist jetzt schon absehbar, dass die rasante Technologieentwicklung dazu führen wird, dass in 20 Jahren die großen Rechenzentren nicht mehr gebraucht werden. Daher ist ihre sinnvolle Nachnutzung mitzudenken.

„Mit der von uns beschlossenen Bestandserfassung und Potentialanalyse von Rechenzentren, machen wir einen ersten Schritt, um auch auf kommunaler Ebene eine faire Verteilung von Kosten und Nutzen beim Ausbau der digitalen Infrastruktur sicherzustellen. Dabei werden wir nicht bleiben. Im Zusammenspiel mit regionaler, Landes- und Bundesebene, wollen wir politische Leitplanken entwickeln, etwa in Form eines Kriterienkatalogs für die Ansiedlung von zukünftigen Rechenzentren in Offenbach“, so Dr. Sabrina Engelmann.

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